AVM Fritz Dect 300 im Test

Heiz-Thermostat senkt Kosten & steigert Komfort

24.09.2017
Von 
Hans-Christian Dirscherl ist Redakteur der PC-Welt.

Weniger smart, dafür mehr Datenschutz

Im Test zeigen sich aber auch die Grenzen des smarten Heims mit AVM. Denn das AVM-System kann die Heiztemperatur nicht selbstständig an die Außentemperatur anpassen - dafür fehlenden die entsprechenden Sensoren. Ebenso gibt es keine Schnittstellen zu Wetter-Apps.

Vor allem aber kann Fritz Dect 300 die Heiztemperatur nicht nach dem aktuellen Standort der Nutzer, also aller Familienmitglieder, ausrichten. Das System registriert somit nicht, wenn sich das erste Familienmitglied auf den Nachhauseweg macht und fährt dann nicht automatisch die Heizung hoch. Und Fritz Dect 300 fährt die Heizung auch nicht automatisch beim Verlassen der Wohnung herunter. So eine intelligente Heizungsregelung bietet zum Beispiel Tado.

Das ist aber nicht nur ein Nachteil: Denn sehr viel Komfort im Smart Home bedeutet zwangsläufig, dass die Benutzer dem Smart-Home-System viele Daten von sich verraten. Und damit auf Datenschutz verzichten. Das AVM-System mag weniger komfortabel und weniger smart sein, doch dafür überwacht es seine Benutzer auch nicht und sammelt vor allem keine Bewegungsdaten über diese. Zu diesem Datenschutzaspekt passt, dass der Dect 300 genauso wie die anderen Smart-Home-Geräte Fritz Dect 210 und Fritz Dect 200 weder zu Apple Homekit noch zu Amazon Echo mit Alexa kompatibel sind.

Dect 300 hält Ventil gängig

Wenn nicht geheizt wird, ist die Dect 300 ausgeschaltet. Das schont die Batterien im Thermostat und verhindert, dass versehentlich doch einmal geheizt wird und dadurch unnötige Heizkosten entstehen. Den entsprechenden Zeitraum legen Sie im Webfrontend der Fritzbox beziehungsweise in der MyFritz-App fest (siehe unten).

Doch selbst im ausgeschalteten Zustand ist die Fritz Dect nicht ganz ohne Funktion. Denn von Zeit zu Zeit wacht die Fritz Dect aus ihrem "Sommerschlaf" auf und bewegt das Ventil im Heizkörper. Wir konnten das vor wenigen Tagen an unserer Dect 300 bemerken, als unsere Dect 300 das bekannte Schaltgeräusch von sich gab.

AVM bezeichnet diese Funktion der Fritz Dect 300 als "Kalkschutzfunktion". Sie soll das Verkalken der Heizkörperventile verhindern. Die Kalkschutzfunktion bewegt das Heizkörperventil ein Mal wöchentlich und zwar immer am Freitagvormittag. Sie startet automatisch. Diese Freitag-Vormittag-Kalkschutzfahrt wird übrigens unterbunden, wenn in der Woche davor das Ventil "ausreichend" bewegt wurde (einmal bis zu beiden Endpunkten gefahren).

Diese gelegentliche "Gymnastik" soll also verhindern, dass sich das Heizungsventil am Heizkörper den Sommer über festsetzt. Das erspart dem Benutzer das Problem, dass er das Heizungsventil im Herbst nach dem Einschalten der Heizung möglicherweise erst wieder gängig machen muss.

Die richtige Strategie für das Frühjahr

In der Übergangszeit im Frühjahr sollte der Benutzer aufpassen. Lässt man den im Winter eingestellten Plan zwischen Komforttemperatur und Spartemperatur unverändert weiterlaufen, so können unnötige Heizkosten entstehen. Weil der Heizkörper morgens aufheizt, obwohl das angesichts der ohnehin ausreichenden Innentemperatur nicht mehr nötig ist. Hier empfiehlt es sich die Komforttemperatur im Webfrontend der Fritzbox etwas abzusenken und die Einschaltzeit am Morgen etwas nach hinten zu verlegen.

So mancher Benutzer spielt vielleicht sogar mit dem Gedanken, den Heizthermostat ganz abzuschalten. Denn in der Fritzbox kann man den Zeitraum festlegen, in dem die Fritz Dect 300 völlig ausgeschaltet sein soll. Doch aufgepasst: Wenn es dann doch wieder kalt werden sollte, können Sie die Heizung am Thermostat nicht mehr von Hand einschalten. Deshalb empfiehlt es sich stattdessen die Komforttemperatur deutlich abzusenken - so dass der Heizkörper faktisch nicht heizt ist - und dann gegebenenfalls morgens eben mal schnell den Thermostat von Hand aufzudrehen.

Preis

Laut unserem Preisvergleich bekommen Sie einen AVM Fritz Dect 300 für knapp ünter 50 Euro. Der Preis bei Amazon ist ähnlich.

Fast alle Smart Home Geräte von AVM sind angebunden.
Fast alle Smart Home Geräte von AVM sind angebunden.

Fazit und Preisbewertung

Rund 50 Euro sind viel Geld für einen programmierbaren Heizthermostat. Solche programmierbaren Thermostate ohne Funk- und Fernzugriffskomponenten bekommt man bereits für rund 15 Euro im Baumarkt. Oder als 3er-Set für 25 Euro. Dann natürlich ohne Verbindung zu einer Basisstation wie der Fritzbox und ohne Schnittstellen zu Apps, Web-Frontend und anderen externen Zugriffsmöglichkeiten

Aber wer die Heizeinstellungen nur direkt am Heizkörper vornehmen will, der spart damit Geld. Zumal die Baumärkte und Online-Händler von Zeit zu Zeit programmierbare Thermostate als Aktionsangebote schon für knapp zehn Euro anbieten, wie hier ELV. Der Spareffekt eines solch einfach gestrickten Heiz-Thermostaten gegenüber der Hightech-Lösung von AVM vervielfacht sich noch, wenn man mehrere Thermostate für eine Wohnung oder ein Haus benötigt. Für wen also lohnen sich die Mehrkosten?

Für die bis zu 35 Euro Mehrkosten pro Heizkörper bekommt der Kunde mit dem Fritz Dect 300 deutlich mehr Komfort und Flexibilität: Sie können jederzeit von unterwegs die Heizung regulieren. Sie beenden Ihren Urlaub früher als geplant und wollen keine kalte Wohnung vorfinden? Kein Problem mit dem Fritz Dect 300!

In der Wohnung wiederum müssen Sie nicht einmal mehr von der Couch aufstehen, sondern können bequem mit dem Fritzfon oder Tablet die Heizung steuern. Dieser Komfortgewinn fällt besonders dann ins Gewicht, wenn Sie mehrere Thermostate bedienen wollen.

Vor allem aber: Dank der Fritz-OS-Updates kommen Sie immer wieder in den Genuss neuer Funktionen. Vielleicht liefert AVM ja bald die Koppelung an ein Außenthermometer oder an eine Wetter-App nach. Oder integriert eine Ortungsfunktion in die MyFritz-App, um das standortabhängige Schalten der Heizung ähnlich wie bei Tado zu ermöglichen.

Einen zusätzlichen Spareffekt bei den Heizkosten gibt es im Vergleich zu den preiswerten und nur manuell regelbaren Thermostaten ohne Funkschnittstelle dagegen nicht. Geld sparen Sie auch mit den einfacher gestrickten Thermostaten, an denen Sie direkt die Heizzeiten einstellen.

Alternative

Eine Alternative zwischen Fritz Dect 300 und Thermostaten, die sich nur direkt manuell einstellen lassen, sind bluetooth-basierte Lösungen, die sich zumindest innerhalb des Heimnetzwerkes von Smartphone und Tablet aus bedienen lassen. Ein Beispiel hierfür ist das Komforthaus Bluetooth Heizkörper-Thermostat Comet Blue.

Ein Fernzugriff von unterwegs ist damit aber nicht möglich. Wer also am Urlaubsort beschließt, einen Tag früher zurückzukehren, der steht in einer kalten Wohnung, wenn er die Temperatur für die Zeit seines Urlaubs heruntergeregelt hatte. Diese Unannehmlichkeit vermeiden Sie mit dem Fritz Dect 300 von AVM.

Eine andere Alternative sind Heizthermostate, die am PC programmiert werden. Die Einstellungen werden dann mit einem USB-Stick an den Thermostat übertragen. Diese Ausführung mag geringfügig (die Kosten für den USB-Programmierstick kommen noch dazu!) preiswerter sein als der Fritz Dect 300, komfortabel ist sie aber nicht, sondern - ganz im Gegenteil - unzeitgemäß umständlich! (PC-Welt)