Hein van Steenis Informationssysteme - Wie man sie plant, entwickelt und nutzt Carl Hanser Verlag, Muenchen 1992, 271 Seiten, 58 Mark

28.05.1993

Obwohl die Menschen fast jeden gewuenschten Computer herstellen koennen, ist es noch nicht gelungen, die vorhandenen Systeme so an die Benutzer anzupassen, dass die durch DV-Loesungen erhofften Effektivitaetssteigerungen eintreten. Um diesen Zustand zu aendern, muessen Entwickler Menschen mit all seinen Eigenarten beruecksichtigen, die sich vor allem im Umgang mit den Systemen sowie in Lernfaehigkeit und -bereitschaft niederschlagen. Diese Grundhaltung zieht sich durch das gesamte Buch.

Dessen Titel klingt technischer als es ist: Zwar geht es um den Aufbau von Informationssystemen; die inhaltlichen Schwerpunkte und die gesamte Denkweise des Autors unterscheiden sich von einschlaeaegigen Arbeiten jedoch grundlegend. Hein van Steenis bietet nicht seitenweise die ueblichen Leitfaeden und Checklisten, sondern erklaert, wie man Rechnersysteme menschenfreundlicher machen kann und wie Menschen auf Computer reagieren. Trotzdem informiert das Buch den Leser konkret ueber potentielle Schwierigkeiten im Umgang mit Informationssystemen. Der Titel versteht sich auch als Leitfaden.

Steenis Werk stellt die sogenannte "Isvic-Methode" (Informieren, Strukturieren, Verifizieren, Implementieren, Checkenzum Analysieren und Ordnen komplexer Zusammenhaenge vor. Im ersten Haupteil geht es um die Notwendigkeit, ein Informationssystem zu planen sowie die dazu erforderlichen Analyseschritte. Ausserdem werden Moeglichkeiten und Unsicherheiten im aufgezeigt, die die Beteiligung von Menschen in den Prozessablauf bringt, und anhand praktischer Beispiele eine sinnvolle Aufgabenverteilung zwischen Menschen und Maschinen vorgeschlagen.

Der zweite Hauptteil beschreibt die einzelnen Schritte bei der Software-Entwicklung und der Implementation von Computersystemen in die gesamte Anwenderorganisation. Einen Vorgeschmack auf praktische DV-Probleme bekommt der Leser bei einem Ausflug in die Welt des automatisierten Expertenwissens. Das Buch geht zusaetzlich auf Fragen der Kommunikation durch Sprache und Formalien, die Dokumentation von Anwendungen und Probleme der Ausbildung der Mitarbeiter ein.

Rund 50 Seiten sind dem Thema "Qualitaet durch Organisation und Management" gewidmet. Der Autor fasst in diesem Kapitel auch zusammen, was er aus der betriebswirtschaftlichen Organisationstheorie fuer wichtig haelt.

Stilistisch ist der Titel eine gelungene Mischung aus dem Hang amerikanischer Fachautoren, komplexe Probleme dem Leser zuliebe bis zur Unkenntlichkeit zu vereinfachen, und der oft sehr trockenen und ueberkomplizierten Sprache deutscher Wissenschaftsautoren. Da fast jede Seite einen eigenen Gliederungspunkt darstellt, kann der Leser durch einen Blick in das Inhaltsverzeichnis schnell entscheiden, ob der Titel ihm liegt oder nicht.