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Trotz Trendwende und Produktionsstop wird alte DVD überleben

HD-DVD-Debakel kostet Toshiba eine Milliarde Dollar

13.03.2008
Von pte pte
Der missglückte Versuch, das DVD-Nachfolgeformat HD-DVD global zu etablieren, beschert dem japanischen Technologieunternehmen Toshiba ersten Angaben nach einen Verlust von 989 Millionen Dollar.

Die Hälfte des Betrags entfällt auf Abschreibungen für den Ausstieg aus dem einst viel versprechenden Geschäftssegment. Wie die Wirtschaftszeitung "Nikkei" heute berichtet, verfehlte der Konzern damit seine ursprüngliche Prognose und plant, bis März endgültig einen Schlussstrich unter das Projekt zu ziehen.

"Grundsätzlich sind sowohl HD-DVD als auch Blu-ray entwickelt worden, um industriell noch mehr Geld lukrieren zu können. Selbstverständlich haben auch wir die Entscheidung Toshibas zur Kenntnis genommen. Dennoch weigere ich mich zum jetzigen Zeitpunkt, auf Blu-ray zu produzieren, da vorerst die DVD weiter existieren wird. Zudem sind die für Sonys Nachfolgeformat gegenwärtig verlangten Lizenzgebühren unverschämt hoch", erläutert Arno Ascher, Geschäftsführer der Videoland-Videokassetten Handelsgesellschaft, gegenüber pressetext. Auch sei der Qualitätsunterschied zwischen DVD und Blu-ray für den Kunden bislang noch kaum zu erkennen. "Vielmehr sind die Konsumenten aufgrund der öffentlich geführten Euphorie gegenüber Blu-ray eher verunsichert als entschlossen", so Ascher weiter.

Branchenexperten nach werde Toshiba das Geschäftsjahr mit einem operativen Gewinn von rund 2,5 Milliarden Dollar abschließen, wobei die für 2007 in Aussicht gestellten Ziele um satte 398 Millionen Dollar verfehlt würden. Im vorhergehenden Jahr hatte das Unternehmen gegenüber seinen Aktionären noch einen Wert von 2,57 Milliarden Dollar ausgewiesen. Den bereits am 19. Februar dieses Jahres mitgeteilten Ausstieg aus dem HD-DVD-Geschäft sehen Experten als konsequenten Schritt, da ein Großteil der Filmindustrie das Format künftig nicht unterstützen will und stattdessen Sonys Blu-ray-Disk bevorzugt. "Wir haben die langfristigen Auswirkungen einer Weiterführung des sogenannten ,HD-Formatkriegs' sorgfältig bewertet und sind zu dem Schluss gekommen, dass eine schnelle Entscheidung der Marktentwicklung am besten weiterhilft", begründete Toshiba-Chef Atsutoshi Nishida den Entschluss seinerzeit.

Wie asiatische Medien berichten, beabsichtigt das Unternehmen, sämtliche Verluste aus dem gescheiterten Projekt noch im laufenden Geschäftsjahr in die Bilanzen einfließen zu lassen. Angesichts der Richtungsentscheidung zugunsten von Blu-ray will sich Toshiba ab dem am 1. April beginnenden neuen Fiskaljahr vollständig auf die Kernbereiche wie die Produktion von Flash-Chips konzentrieren. "Wenn Toshiba Ende März die Produktion seiner HD-DVD-Geräte einstellt, ändert dies nichts daran, dass viele Blu-ray- oder noch bestehenden HD-DVD-Player nach wie vor die DVD abspielen können", zieht Ascher gegenüber pressetext abschließend Bilanz. (pte)