Distributed-Processing-Konzept für die nächste Dekade:

HB setzt all seine Hoffnung auf DSE

10.06.1977

KÖLN - Mit "Distributed Systems Environment" (DSE) hat Honeywell Bull, wie CW (Ausgabe Nr. 14 vom l. 4.1977, Seite 0 berichtete, eine DP-Gesamtkonzeption vorgestellt, in die "sämtliche HB-Produkte zentraler und verteilter Intelligenz zwingend hineinentwickelt und vermarktet werden sollen" (Bindels). Der Generalbevollmächtigte der deutschen Honeywell Bull GmbH sieht in DSE einen Anspruch postuliert, dem HB in der nächsten Dekade gerecht werden müsse, "damit nicht wieder ein an sich richtiges Prinzip - ähnlich wie beim MIS - von den technischen Möglichkeiten zwar unterstützt, mangels eines umfassenden Realisierungskonzeptes jedoch nach einigen Jahren wieder zu Grabe getragen wird". Als erste und zugleich wichtigste DSE-Geräte kündigte HB in Hannover die neue Minicomputerfamilie System 6 an. Das System 6 kann als

-eigenständiger Rechner,

-Front End Prozessor zur Serie 60,

-Controller,

-Netzwerkrechner,

-Terminalrechner,

-intelligentes Terminal eingesetzt werden.

Als entscheidendes Merkmal stellte Bindels heraus, daß mit dem System 6 an beliebigen Netzpunkten alle drei Elementar-Funktionen der Informationsverarbeitung - Datenmanagement, Datenverarbeitung, Netzwerksteuerung (Abbildung 1) - in beliebiger Kombination und in beliebiger Tiefe realisiert werden können (Abbildung 2).

Damit erfüllen die neuen Minis unter DSE alle Anforderungen, die nach Ansicht von Bindels für das Datenmanagement an jedem Netzwerkpunkt gegeben sein müssen:

Datenbankorganisation

- An jedem Netzwerkpunkt muß eine eigenständige unabhängige Datenbank aufgebaut werden können.

- Eine logisch zusammenhängende gemeinsame Datenbank muß physikalisch auf l-n Netzwerkpunkte verteilt werden können.

- Eine logisch zusammenhängende gemeinsame Datenbank muß in Teilmengen redundant auf l-n Netzwerkpunkte physikalisch verteilt werden können, wobei der Aktualisierungstand bei den redundanten Teilmengen unterschiedlich sein kann.

- Je Netzwerkpunkt müssen die genannten Möglichkeiten kombiniert werden können.

Datenbankbearbeitung

- Eingaben müssen unabhängig von dem Ort der Eingabe entsprechend den

Erfordernissen - direkt oder gesammelt - an den/die Ort(e) der Speicherung/Verarbeitung

weitergeleitet werden können.

- Ausgaben müssen unabhängig vom Ort der Speicherung/Verarbeitung an den/die Ausgabe-Ort(e) weitergeleitet werden können.

- Direktabfragen sind an jedem Netzwerkpunkt über alle Hierarchien auf die gesamte Datenbank zu ermöglichen.

- Eingaben, Ausgaben oder Abfragen können ganz oder teilweise gleichzeitig mehere Datenbanken/Datenbankteile betreffen und müssen entsprechend gesteuert werden können.

Datenbankverwaltung

- Aufbau und Pflege der Datenbank sind von jedem Netzwerkpunkt aus unabhängig von der Art des eingesetzten Systems im Rahmen der Gesamtorganisation durchzuführen.

- Datensicherungs-, Reorganisations- und Wiederanlaufmaßnahmen sind entsprechend der Datenbankorganisation für die Gesamt- oder/und die Teildatenbank an jeder Stelle des Netzwerkes zu ermöglichen.

Unabhängig von der Datenbankorganisation sind die nötigen Schutzmaßnahmen sicherzustellen:

- Schutz vor unbefugtem Zugriff auf alle oder einen Teil der Daten,

- Schutz vor unbefugter Veränderung der Daten,

- Kombination beider Maßnahmen.