Hausaufgaben per Cut and Paste

30.10.2001
Hausaufgaben oder Referate sind meist eine lästige Pflichtübung an Schule oder Uni. Online bieten sich da einige "Helpdesks" an - gegen Entlohnung kommt man auch leichter zum Doktortitel.

Unzählige Hausarbeiten wurden über Max Frischs "Homo Faber" bereits geschrieben, und täglich kommen neue hinzu. Warum das Rad zweimal erfinden, fragt sich da mancher Schüler oder Student. Und er schaut mal im Internet nach. Garantiert mit Erfolg. Denn die "Spickzettel"-Sites trotzen der Internet-Flaute.

"Hi Leute, hier findet Ihr Referate aller Alters- und Gewichtsklassen", damit begrüßt die hierzulande sehr beliebte Site <a href="http://www.spickzettel.de/">Spickzettel.de</a> ihre Besucher.

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Quelle: Fujitsu Siemens

Die Titel der über 4000 Referate klingen teilweise anspruchsvoll: "Faust I - Inhalt - Interpretation - Reflexion".

Das Ganze ist kostenlos. Allerdings raten die Betreiber des Dienstes: "Wir möchten Euch an dieser Stelle außerdem den Tipp geben, die Referate nicht auszudrucken und unverändert zu halten, da mittlerweile auch viele Lehrer den Spickzettel kennen."

Schulgänger, die keine Lust auf Hausaufgaben haben, können sich auch an den "helpdesk" im Cheatweb von <a href="http://www.young.de/">Young.de</a> wenden. Dazu müssen sie allerdings bereit sein, etwas von ihrem Taschengeld zu opfern. "Für weniger als 2,50 Mark kannst du deine Hausaufgaben von anderen netten Menschen lösen lassen und dich währenddessen bequem zurücklehnen...", wirbt die Site.

Abgerechnet wird über ein "Netzticket": Unter einer 0190-Nummer erhält der Hilfesuchende ein Passwort, unter dem er dann seine Aufgabe ins Netz stellen kann. Gelöst werden die Probleme von anderen young.de-Mitgliedern, die für ihr Engagement mit "Yoints" belohnt werden, einer speziellen Währung unter den Mitgliedern des Dienstes.

Young.de entstand 1996 als erste deutschsprachige Hausaufgaben- und Referatesammlung unter dem Namen "cheat.net". Innerhalb kürzester Zeit verbreitete sich die Nachricht über einen Dienst im Netz, der lästige Hausaufgaben und Referate abnimmt. Das Angebot wurde ausgebaut, unter anderem seit 1997 mit einer Hausaufgaben- und Referatesammlung auf CD-ROM für alle diejenigen ohne Internet-Zugang.

Inzwischen hält die Site eine Datenbank mit mehr als 20 000 Seiten Text bereit. Dazu kommen Schummel-Tipps für die nächste Klassenarbeit, mehr oder weniger witzige Ausreden und Entschuldigungen für Schulschwänzer, eine Nachhilfe-Datenbank und Foren zu den Schulfächern.

Seit ebenfalls fünf Jahren betreibt Kenny Sahr die amerikanische Site schoolsucks.com. Das Angebot wendet sich eher an arbeitsunlustige Studenten: Rund 5000 Werke, die allerdings keiner Qualitätskontrolle unterzogen werden, sind kostenlos einsehbar. Für andere muss bezahlt werden: pro Seite mit jeweils 225 Wörtern knapp zehn Dollar. Und für rund 20 Dollar setzen sich bezahlte Schreiber hin und verfassen innerhalb von zwei Tagen eine individuelle Hausarbeit.

Wird in Zukunft Wissen nur noch geklaut? Die Verfechter der traditionellen Lehre wollen dies verhindern. <a href="http://www.plagiarism.org/">Plagiarism.org</a> beispielsweise prüft eingereichte Arbeiten auf fremde Federn.

Links:

<a href="http://www.cheatweb.de/">

www.cheatweb.de</a>

<a href="http://www.cheathouse.com/">www.cheathouse.com</a>

<a href="http://www.cheater.com/">www.cheater.com</a>