Eric Raymond vermutet weitere pikante Details

Hat SCO Microsofts Rückendeckung?

19.03.2004
MÜNCHEN (CW) Die SCO Group, die seit längerem den Linux-Markt mit urheberrechtlich begründeten Klagen gegen IBM, Red Hat, Novell und einige Großanwender verunsichert, hat offenbar Rückendeckung von Microsoft. Die Gates-Company soll der Investment-Gesellschaft Baystar empfohlen haben, 50 Millionen Dollar in SCO zu investieren.

"Manager von Microsoft haben SCO bei Baystar eingeführt", sagte Bob McGrath, Sprecher von Baystar. Gleichzeitig wiegelte er ab: "Wir sprechen ständig mit Einzelpersonen über Investments." Die Angelegenheit, die weder Microsoft noch SCO kommentierten wollten, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, denn SCO zieht seit Frühjahr 2003 massiv juristisch gegen das Open-Source-Betriebssystem Linux zu Felde - und genau dieses ist auch Microsoft ein Dorn im Auge, denn es gräbt Windows zumindest als Server-Software allerhand Wasser ab. Microsoft hatte im vergangenen Jahr für seine "Services for Unix" auch eine Unix-Lizenz von SCO erworben, die der Firma aus Utah laut SEC-Pflichtveröffentlichung 16,6 Millionen Dollar einbrachte. Eine direkte oder indirekte finanzielle Beziehung zu Baystar hat Microsoft aber stets bestritten.

In der vorletzten Woche hatte der prominente Open-Source-Fürsprecher Eric Raymond eine E-Mail veröffentlich, die aus seiner Sicht den Verdacht nahe legt, SCOs Anti-Linux-Kampagne werde im Stillen von Microsoft finanziert. Er sprach in diesem Zusammenhang von einem "unausgesprochenen quid pro quo [eine Hand wäscht die andere]", das Microsoft aber nur schwer nachzuweisen sei.

Angesichts der neuen Fakten erklärte Raymond gestern: "Sie bekennen sich zu den harmlosesten Teilen der Wahrheit, in der Hoffnung, dass niemand sie zwingen wird, die wirklich interessanten Dinge offen zu legen." Raymond glaubt, dass weitere pikante Details zum Verhältnis zwischen Microsoft und SCO ans Licht kommen könnten, falls die US-Börsenaufsicht SEC eine Ermittlung gegen SCO einleiten würde.

Bislang hat sich Baystars Investition nicht gelohnt: Ihre Anteile kaufte die Firma zu 16,03 Dollar. Ende letzter Woche notierte die SCO-Aktie bei 9,66 Dollar, was bedeutet, dass die ursprünglich 50 Millionen Dollar noch 28,5 Millionen Dollar wert waren. (tc)