Schwere Vorwürfe aus Sachsen

Hat Infineon beim Qimonda-Rettungplan Zahlen geschönt?

18.12.2008
Die Sächsische Landesregierung erhebt nach einem Pressebericht schwere Vorwürfe gegen den Halbleiter-Konzern Infineon

Im Rettungskonzept für die schwer angeschlagene Speicherchip-Tochter Qimonda gebe es "Luftbuchungen", schreibt die "Süddeutsche Zeitung" (Donnerstag) unter Berufung auf Regierungskreise. Die Regierung fühle sich von dem Münchner Konzern getäuscht, weil das Chip-Unternehmen Aufträge in seinen Unterlagen aufgeführt habe, die wahrscheinlich unrealistisch seien, heißt es. Hochrangige Politiker seien über das Infineon-Management um Vorstandschef Peter Bauer "äußerst verärgert". Infineon habe mehrfach versucht, der Politik "die Pistole auf die Brust zu setzen".

Infineon wies die Vorwürfe gegenüber der Zeitung zurück. "Wir wissen nichts von angeblichen Luftbuchungen bei Qimonda", sagte ein Sprecher. Der neue Geschäftsplan sei von Qimonda präsentiert und von den Wirtschaftsprüfern PricewaterhouseCoopers und Arthur D. Little geprüft worden. Auch Qimonda stritt die Vorwürfe gegenüber dem Blatt ab.

Hilfspaket vorerst geplatzt

Am Dienstag war das vom Land Sachsen vorgeschlagene Hilfspaket für Qimonda vorerst geplatzt. Infineon lehnte die Forderung des Freistaates ab, sich mit 150 Millionen Euro zu beteiligen, da dies die eigenen Möglichkeiten "bei weitem" übersteige. Das Land Sachsen hatte die Finanzspritze zur Bedingung für ein eigenes Darlehen an Qimonda über 150 Millionen Euro gemacht. Beide Seiten zeigten sich aber weiter gesprächsbereit.

Infineon hält noch 77,5 Prozent an Qimonda, versucht aber schon seit Monaten vergeblich, die Beteiligung auf unter 50 Prozent zu reduzieren oder im besten Falle auf Null zu bringen. Der Konzern würde am liebsten ein "substanzielles" Aktienpaket an das Land Sachsen verkaufen, den Erlös aufstocken und als Kredit an Qimonda weiterreichen.

Sachsen will Merkel einschalten

Qimonda leidet seit mehr als einem Jahr unter den massiv eingebrochenen Preisen für Speicherchips. Aus diesem Grund hatte Infineon auch von Bund und Land Hilfe im Umfang von bis zu 500 Millionen Euro gefordert. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich will heute wegen des Falls bei Bundeskanzlerin Angela Merkel vorstellig werden. In Dresden liegt das Vorzeigewerk von Qimonda mit gut 3000 Mitarbeitern. Es bildet das Rückgrat des der Technologieregion "Silicon Saxony" mit Zehntausenden Arbeitsplätzen. (dpa/tc)