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Hasso Plattner gibt sich kämpferisch

06.05.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - SAP-Vorstandssprecher Hasso Plattner gab sich auf der Hauptversammlung am vergangenen Freitag optimistisch. Zwar wertete er die Nachricht, dass Microsoft den dänischen ERP-Spezialisten und SAP-Konkurrenten Navision übernehmen will (Computerwoche online berichtete), durchaus als Beleg für eine verstärkte ERP-Offensive der Gates-Company auf sein Unternehmen. Übermäßige Sorge schien ihm das Ansinnen jedoch nicht zu bereiten - er kommentierte die Kaufabsichten als Hinweis dafür, dass Microsoft über zu wenig eigene Kompetenz in dem Markt verfüge. Bei den Anlegern hatte die Meldung dagegen einen Tag zuvor dazu beigetragen, dass die Aktie der Walldorfer Softwareschmiede

um acht Prozent gefallen war.

Bereits Ende 2000 waren die Redmonder mit der Übernahme des US-Anbieters Great Plains in den Markt für Firmenlösungen eingestiegen, mit Navision würde Microsoft dem ERP-Konkurrenten im Bereich kleine und mittlere Unternehmen noch näher auf den Pelz rücken. SAP wiederum hatte im März dieses Jahres die israelischen Softwarefirma Top Manage einschließlich deren gleichnamiges Anwendungspaket gekauft und auf der CeBIT eine weltweite Mittelstandsinitiative auf Basis der neuen Lösung angekündigt. (Computerwoche online berichtete).

Trotz des schlechten Abschneidens im ersten Quartal (Computerwoche online berichtete) bestätigte der Vorstand die im April gesetzten Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr. Obwohl im Kerngeschäft Softwarelizenzen erst gegen Jahresende wieder mit steigenden Einnahmen gerechnet werde, soll der Umsatz in diesem Bereich um 15 Prozent wachsen, die operativen Gewinnmarge wollen die Walldorfer um ein Prozent auf 21 Prozent verbessern. Voraussetzung ist eine wirtschaftliche Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Im ersten Quartal musste SAP ähnlich wie seine Konkurrenten Siebel oder Oracle im Softwarebereich Umsatzrückgänge in zweistelliger Prozenthöhe verbuchen.

Auch für Commerce One, an dem die Walldorfer mit 20 Prozent beteiligt sind, stellte der Vorstand gute Prognosen in Aussicht - allerdings erst für das nächste Jahr: Finanzvorstand Werner Brandt hofft darauf, dass der US-Anbieter von Marktplatzsoftware bis Ende 2003 seine Verluststrecke beenden und wieder leichte Gewinne ausweisen wird. Im ersten Geschäftsquartal 2002 waren die Einnahmen gegenüber dem Vorjahr von 170 Millionen auf 31,8 Millionen Dollar zurückgegangen. Unter dem Strich wies das Unternehmen einen Verlust von 220,6 Millionen Dollar aus (Computerwoche online berichtete).

Seinen Anlegern will SAP in diesem Jahr eine Dividende von 58 Cent pro Stammaktie zahlen. Weiterhin wurden August-Wilhelm Scheer, Gründer der Beratungs- und Softwarefirma IDS Scheer AG, sowie der Nokia-Präsident Pekka Ala-Pietila als neue Mitglieder des Aufsichtsrats gewählt. (mb)