Arbeiten in der Chipentwicklung

Hartnäckige Entwickler gesucht

22.11.2012
ASIC-Entwickler arbeiten an der Grenze des Machbaren. Rohde-&-Schwarz-Fachgebietsleiter Gerhard Kahmen wünscht sich für diese Arbeit in erster Linie belastbare Typen.

CW: Welche Arbeitsschritte gibt es bei der Entwicklung eines neuen Chips?

Gerhard Kahmen ist Fachgebietsleiter für Analog/Mixed-Signal-Integration bei Rohde & Schwarz. Beim Münchner Messtechnikanbieter hat er den Aufbau des Labors und später des Fachgebiets Analog/Mixed-Signal-ASIC-Entwicklung mitgestaltet.
Gerhard Kahmen ist Fachgebietsleiter für Analog/Mixed-Signal-Integration bei Rohde & Schwarz. Beim Münchner Messtechnikanbieter hat er den Aufbau des Labors und später des Fachgebiets Analog/Mixed-Signal-ASIC-Entwicklung mitgestaltet.
Foto: Rohde & Schwarz

KAHMEN: Der Entwurf von ASICs basiert auf reiner Simulationsarbeit mit Hilfe sehr leistungsfähiger Rechner. Ob die aufwendigen Simulationen am Ende tatsächlich mit der Realität übereinstimmen, lässt sich erst anhand der Messung von fertigen Prototypen ermitteln. Im Rahmen eines Reengineerings gehen wir Abweichungen zwischen Simulation und Realität im Detail nach. Das ist in der Regel sehr zeitaufwendig und grenzt für die Entwickler an Detektivarbeit. Insgesamt bedeutet das für unsere Mitarbeiter, dass die Entwicklung eines Highend-ASICs schon mal einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen kann.

CW: Wo liegen die Herausforderungen in der Chipentwicklung?

KAHMEN: Die gestiegenen Anforderungen etwa an die Übertragungsraten von Consumer-Produkten wirken sich unmittelbar auf die für ihre Entwicklung eingesetzte Messtechnik aus. Beispielsweise werden für heutiges Videostreaming für mobile Anwendungen viel höhere Datenraten benötigt als früher. Dadurch sind leistungsstärkere Modulationsverfahren sowie höhere Bandbreiten erforderlich. Das heißt, dass wir bei unserer täglichen Arbeit die technischen Machbarkeitsgrenzen der ASICs permanent ausweiten.

Der Anspruch an die Entwickler beziehungsweise die eingesetzte Messtechnik besteht darin, technisch hervorragende Lösungen unter wirtschaftlichen, das heißt konkurrenzfähigen Bedingungen zu schaffen. Hierbei ist der Trend zur zunehmenden Integration von komplexen Highend-Funktionen deutlich erkennbar. Je besser es gelingt, Schlüsselfunktionen in die Chips zu integrieren, umso leistungsfähiger werden die Geräte, die diese ASICs nutzen. In der Folge werden die Produktion kostengünstiger und die Geräte konkurrenzfähiger. Die Forderungen des "magischen Dreiecks" zu erfüllen (Leistung, Termin und Kosten) ist besonders schwierig, wenn man wie wir an der physikalisch-technischen Machbarkeitsgrenze arbeitet.

CW: Welche Fähigkeiten und persönlichen Eigenschaften wünschen Sie sich von Ihren Systemarchitekten und Entwicklern?

KAHMEN: Idealerweise hat ein Bewerber Freude daran, an Mixed-Signal-Technologien zu arbeiten. Neben den Fachkenntnissen und der Fähigkeit, abstrakt und kreativ zu denken, ist vor allem Durchhaltevermögen sehr wichtig sowie die Bereitschaft neue Wege zu gehen. Zeigt sich beispielsweise, dass ein Prototyp nicht funktional oder datenhaltig ist, gehen wir auf Fehlersuche. Das kann durchaus mehrere Wochen dauern. Die Kollegen benötigen also nicht nur die Fähigkeit, sich in hochkomplexe Sachverhalte hineinzudenken. Sie müssen auch bereit sein, hartnäckig ihr Ziel zu verfolgen - selbst wenn es zeitaufwendig und streckenweise mühsam ist.

Bei Professionals sind vorhergehende Arbeitsverhältnisse von längerer Dauer bei einem Arbeitgeber ein guter Indikator für die geforderte Stetigkeit. Gute Chancen auf eine Anstellung haben Berufseinsteiger, die schon während ihrer Ausbildungszeit als Praktikant oder Werkstudent bei Rohde & Schwarz gearbeitet haben oder bei anderen Firmen konsequent an einem bestimmten Thema geblieben sind.

CW: Wie tragen Sie als Führungskraft zu einem gut funktionierenden Team bei?

KAHMEN: Wichtig ist mir die Sicherstellung eines kontinuierlichen Innovationspotenzials. Ist ein Team zu homogen beziehungsweise stellt man immer wieder denselben Typ von Mitarbeiter ein, besteht die Gefahr, dass es zu wenige neue Ideen gibt. Ich versuche daher, auch fordernde Mitarbeiter mit einem anderen Erfahrungshorizont zu beschäftigen. Sie bringen uns zwar Herausforderungen, dafür aber auch neue Ansätze ins Team.

Chipentwicklung

In der Entwicklungsabteilung für Analog/Mixed-Signal-Integration arbeiten die Ingenieure an der Architektur, Konzeptionierung und Entwicklung von Highend-Analog/Mixed-Signal ASICs. Diese werden für den Einsatz in den unternehmenseigenen Geräten von Rohde & Schwarz hergestellt und sind mit herkömmlichen, auf den Einsatz in Massenprodukten zugeschnittenen Chips nicht zu vergleichen.