Personalabbau und Umstrukturierung

Harter Sparkurs jetzt auch bei Wang Deutschland angesagt

15.12.1989

FRANKFURT (CW) - Wie die Mutter, so die Tochter: Nachdem es die Wang Deutschland GmbH den Wang Labs in Lowell nachmachte und das vergangene Geschäftsjahr mit Verlust abschloß, heißt die Devise nun Kosten sparen und umstrukturieren. Im laufenden Geschäftsjahr will Horst Enzelmüller, Chef der deutschen Wang, zumindest ein Plus-Minus-Null-Ergebnis erreichen.

Als die Wang Deutschland GmbH, Frankfurt, für das Geschäftsjahr 1988/89 (30 Juni) bei einem geringfügigen Umsatzanstieg auf 277 (Vorjahr: 273) Millionen Mark einen Fehlbetrag von 6,5 (Vorjahresgewinn 7,4) Millionen Mark ausweisen mußte, bekamen dies zuerst die Mitarbeiter zu spüren. Standen Mitte des Jahres noch 805 Mitarbeiter in Diensten von Wang, so sind es zur Zeit nur noch 730. Von den Kündigungen betroffen waren in erster Linie Angestellte im Verwaltungs- und Versandbereich.

Sorgen bereitete den Hessen im vergangenen Geschäftsjahr neben dem gestiegenen Dollar-Kurs, der die US-Importe verteuerte, vor allem das Geschäft mit dem US-Militär sowie den amerikanischen Behörden in der Bundesrepublik. Aufgrund einer Mitte 1988 von US-Regierungsstellen angeordneten Investitionssperre waren diese Aufträge stark rückläufig, so daß gut 12 Millionen Mark Umsatz ausblieben. Immerhin macht dieser Bereich für die deutsche Wang-Tochter rund zehn Prozent des Auftragsvolumens aus. Dieter Kilian, Leiter Finanzen und Verwaltung: "Da diese Anordnung mittlerweile aber aufgehoben wurde, hat sich dieses Geschäft wieder normalisiert."

Problematisch indes bleibt die Preissituation im Hardware-Bereich. Im abgelaufenen Geschäftsjahr war der Hardware-Umsatz trotz positiver Auftragsentwicklung aufgrund des Preisverfalls mit 141,3 (145,9) Millionen Mark leicht rückläufig. Allein im Minicomputersektor, der stückzahlenmäßig um 30 Prozent zulegen konnte, mußten Preisnachlässe von bis zu 50 Prozent gewährt werden, erklärte Wang-Geschäftsführer Horst Enzelmüller gegenüber vwd. Immerhin aber seien im Mainframebereich auch Korrekturen nach oben möglich gewesen.

Da Enzelmüller auch im laufenden Geschäftsjahr keine positive Wende bei den Hardware-Preisen erwartet, sollen nun verstärkte Software- und Dienstleistungsaktivitäten einen Teil des Margenverfalls aufhalten. Schon im Fiskaljahr 1988/89 konnte dieser Bereich mit 135,5 (127,1) Millionen Mark seinen Anteil am Gesamtumsatz auf 48,9 (46,6) Prozent steigern. "Zusätzlich", so Dieter Kilian, Leiter Finanzen und Verwaltung, "müssen wir aber auch weiter die Gemeinkosten reduzieren." Unter anderem wollen die Hessen dies durch eine umfassende Umstruktierung der Wang-Büros im Frankfurter Raum erreichen, die auch die Zentrale einschließt.

Noch ist der Hauptsitz der deutschen Wang-Tochter in Niederrad. Ab April/Mai 1991 wird die Zentrale in einem angemieteten Neubau in Neu-Isenburg zu finden sein - zusammen mit den drei übrigen Büros (Schulung, Service, Distribution-Center), die Wang derzeit noch getrennt in der Frankfurter Umgebung unterhält.