Nokia verbessert das Produktionssystem

Harter Sparkurs in der TK-Branche

10.01.2003
MÜNCHEN (CW) - Im Mobilfunkmarkt steht auch das Jahr 2003 im Zeichen der Konsolidierung. Sowohl die Netzbetreiber als auch Endgerätehersteller müssen Kosten senken, um endlich aus der Krise zu kommen.

Mit Spannung sehen nicht nur die Verantwortlichen in den Konzernen, sondern auch die Marktbeobachter auf die Entwicklung des neuen Jahres. Wird es die arg gebeutelte Telekommunikationsbranche schaffen, wieder Fahrt aufzunehmen? Entscheidend für den Umschwung sind zwei Faktoren. Erstens muss die Nachfrage beim Konsumenten angeregt werden. Das heißt, es müssen nicht nur neue Handys verkauft, sondern von den Netzbetreibern auch mehr umsatzträchtige Datendienste angeboten werden. Zweitens gilt es für die Unternehmen weiterhin, Kosten zu senken, wo nur möglich.

Auf beide Faktoren können die Player in der TK-Industrie zwar Einfluss nehmen, gezielt steuerbar sind aber nur die Kosten. Aufgrund der hohen Verschuldung, ausgelöst durch die Ersteigerung der UMTS-Lizenzen und den Aufbau der Netze der dritten Mobilfunkgeneration, überdenken die Netzbetreiber jetzt ihre Mobilfunkstrategien. Der bereits für Mitte des Jahres angekündigte Führungswechsel bei Vodafone entspricht diesem Trend. Der auf Expansion bedachte CEO Chris Gent wird von Arun Sarin abgelöst, der bereits Rendite und Effizienz zum Maß aller Dinge erklärt hat und mit einem Rückzug aus dem US-Markt liebäugelt. Dort ist Vodafone mit 45 Prozent an Verizon Wireless beteiligt. Ein Verkauf der Anteile könnte 15 bis 20 Milliarden Dollar in die Kasse von Vodafone spülen, während der Erwerb der Mehrheit an Verizon das Unternehmen weiter belasten würde.

Auch der Deutschen Telekom werden immer wieder Ausstiegsabsichten in den USA nachgesagt, obwohl sich Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke bei seinem Antritt eher gegenteilig äußerte. Gegen eine Geschäftsaufgabe spricht auch, dass die Bonner in Amerika Kunden dazugewonnen haben. Mit Sicherheit wird Ricke aber die eine oder andere Beteiligung in Europa überdenken, möglicherweise auch die an dem niederländischen Mobilfunker Ben. Dort musste Ricke eine bittere Pille schlucken, weil die niederländische Regulierungsbehörde den fünf Mobilfunkanbietern ein Bußgeld in Höhe von 88 Millionen Euro wegen unerlaubter Preisabsprachen aufbrummte.

Mehr Rendite und Effizienz versucht die Telekom ebenso wie Vodafone, O2 und E-Plus durch eine Bereinigung der Kundenstruktur zu erreichen. Nach und nach werden Kunden mit Prepaid-Karten aussortiert, weil sie keinen permanenten Einnahmenfluss garantieren. Außerdem sollen Kundenbindungsmaßnahmen die Teilnehmer bei der Stange halten und Prepaid-Abonnenten für Festverträge gewonnen werden.

Ebenso wie die Carrier arbeiten auch die Endgerätehersteller an der Senkung ihrer Kosten. Durch ein weltweites Fertigungssystem mit neun Produktionsstätten will zum Beispiel Nokia die Herstellung seiner Handys besser koordinieren. Ziel ist es, bei Bedarf sofort Produktionskapazitäten für besonders stark nachgefragte Endgeräte freischlagen zu können. Damit sollen Pannen wie zum Beispiel beim Konkurrenten Sony-Ericsson vermieden werden, der die große Nachfrage nach seinem Farb-Handy "T68i" aufgrund von Produktionsengpässen und starren Verträgen mit den Zulieferern nicht befriedigen konnte.

Neben der größeren Flexibilität strebt Nokia mit dem Konzept auch eine Senkung der Produktionskosten an. Die Finnen haben eigenen Angaben zufolge im vergangenen Jahr die Belastung pro Handy auf 114 Dollar gesenkt, 2001 waren es noch 131 Dollar. Was für Nokia gilt, streben natürlich auch die übrigen Hersteller an. Besonders schwer wird es dabei für das Joint Venture Sony-Ericsson, das auf Platz sechs der weltweiten Absatzrangliste zurückgefallen ist. Die Mütter Ericsson und Sony wollen jeweils weitere 500 Millionen Euro in das Unternehmen investieren, um mit der Produktion vieler und günstiger Produkte wieder Anschluss zu finden. (pg)