ICC-Prognose: Neue IBM-Großcomputer für 1983 mit modifiziertem Betriebssystem

Harte Zeiten für inkompatible Mainframer

05.03.1982

FRANKFURT (CW) - Aggressiver denn je zuvor geht die IBM, vom Antitrustdruck befreit, gegen ihre Nachahmer und die nichtkompatiblen Mainframer vor. Das Hamburger Leasing- und Beratungsunternehmen ICC Internationale Computer & Consulting GmbH erklärte deshalb 1982 kurzerhand zum "DV-Schaltjahr". Auf einer Managementtagung in Frankfurt nahmen die ICC-Leute zur "veränderten Situation am IBM-Großcomputermarkt" als Berater Stellung. Ihre Analyse: "Ende der Schonzeit" für die Konkurrenten. Hinter den Kulissen hörte man jedoch andere Gründe für das IBM-Plädoyer der Hanseaten: Die vorhandenen IBM-Großcomputer lassen sich nur noch schwer vermieten.

Computerleasing-Firmen, an langfristigen Hardwarebindungen interessiert, sind von der derzeitigen Unsicherheit auf dem Universalrechnermarkt besonders hart betroffen: Die Produktpolitik des Marktführers (4300, 303X, 3081) löst Spekulationen über bevorstehende Neuankündigungen aus; die PCMs (Plug Compatible Manufacturers) reagieren nervös mit Konterstrategien. Ergebnis: Miet- und Kaufentscheidungen der Anwender werden auf die lange Bank geschoben - das Leasinggeschäft mit Großrechnern stagniert. Deshalb startete die ICC GmbH, auf Vermietung von IBM-Maschinen spezialisiert, nun einen Werbefeldzug.

"Big Blue" werde frühestens 1983 so die ICC-Prognose, mit neuen Großcomputern aufwarten. Diese kämen allerdings mit einer modifizierten Systemsoftware, was es für die Kunden nicht ratsam erscheinen lasse, zu den Erstbestellern zu gehören. Überdies brauchten die PCMs mindestens ein Jahr, um mit Alternativangeboten nachzuziehen. ICC-Fazit: Es lohnt sich, über "maßgeschneiderte Lösungen" mit vorhandenen IBM-Maschinen nachzudenken.

So behandelt denn auch das Referat von Dr. Rudolf Bauer, Direktor für Datenverarbeitung und Organisation bei der Commerzbank AG, neue Leasing- und Finanzierungsmodelle, "die sich aus der gewandelten Position des Computer-Anwenders als machbar und wünschenswert erwiesen haben".

Weitere Referenten des Frankfurter "Top-Seminars" waren Dr. Herb Grosch, langjähriger "IBM-Watcher", ICC-Geschäftsführer Dr. Hans-Joachim Schulthoff, Ex-IBMer und Leasingprofi, sowie Dieter H. Knoppke, bis vor kurzem Geschäftsführer der Amdahl Deutschland.

Knoppke schloß sich den Mutmaßungen an, daß IBM vor einer neuen Offensive stehe, die sich gegen die "non-kompatiblen Mainframer" und die PCMs richte. Der Ex-Amdahl-Manager zitierte in diesem Zusammenhang US-Quellen, die eine: Ausweitung der IBM-Welt voraussagen (siehe Tabelle). Demnach hatten die Nichtkompatiblen 1980 noch einen Marktanteil von 23 Prozent, 1984 werden es nur noch 19 Prozent sein.

Knoppke wies aber auch auf die Japaner hin, die IBM das Fürchten lehren wollen. Nicht zuletzt sieht Knoppke in dem US-amerikanischen Telefongiganten AT & T einen IBM-Konkurrenten auf dem Telekommunikationssektor heranwachsen.