Was führt Charles Wang im Schilde?

Harte CSC-Gegenwehr verdirbt CA den Übernahme-Appetit

13.03.1998

Hatte CA-Chef Charles Wang noch vor gut einer Woche kräftig gegen die CSC-Führung vom Leder gezogen und seine Entschlossenheit, die feindliche Übernahme des IT-Dienstleisters durchzuziehen, bekräftigt (siehe Interview auf Seite 53), hörte sich das Ganze wenige Tage später schon etwas anders an. "Ich bin es gewohnt, zu gewinnen - aber nicht um jeden Preis", deutete Wang in einem letzten Freitag erschienenen Interview mit der "Washington Post" einen Sinneswandel an.

Noch am gleichen Tag ließ der CA-Chef dann in einer Pressekonferenz die Bombe platzen: CA wird seine bis kommenden Montag, 16. März 1998, befristete Offerte an die CSC-Aktionäre, die einen Preis von 108 Dollar je Aktie beinhaltete, nicht verlängern und betrachtet den Versuch einer feindlichen CSC-Übernahme als gescheitert. Dies sei "die richtige Konsequenz" aus den jüngsten Ereignissen, begründete Wang seine überraschende Entscheidung. Er selbst habe sich vom Verhalten und den Motiven Van Honeycutts "offensichtlich täuschen lassen".

Wang spielte damit auf den persönlichen Kleinkrieg an, der sich in den letzten Wochen zwischen ihm und dem CSC-CEO entwickelt hatte. Wechselseitig wurden im Ton und in der Aussage immer heftigere Briefe verschickt - vor allem aber die Gerichte beschäftigt. Nachdem CSC wegen eines angeblichen Bestechungsversuches Wangs, der Honeycutt 50 Millionen Dollar für eine Zustimmung zur Übernahme angeboten haben soll, vor den Kadi gezogen war, konterte CA mit einer Gegenklage.

Das Software-Unternehmen monierte eine sogenannte "poison pill" - immens hohe Abfindungszahlungen, die Honeycutt sich selbst und weiteren 150 führenden CSC-Managern einen Tag nach Bekanntwerden des CA-Angebots für den Fall einer feindlichen Übernahme vertraglich garantieren ließ. Die Antwort der Service-Company ließ nicht lange auf sich warten: In einer zweiten Klage wurde CA beschuldigt, sich mit Hilfe der Investmentbank Bear Stearns vertrauliche Informationen über CSC beschafft und gesetzeswidrig für den Übernahmeversuch verwendet zu haben.

CSC spielte die "chinesische Karte" aus

Zudem hatten es Honeycutt und seine Mitstreiter in den letzten Tagen geschickt verstanden, Spekulationen im Zusammenhang mit der chinesischen Herkunft Wangs in die Welt zu setzen. Alte Verbindungen zur Führung in Peking könnten ein Sicherheitsrisiko darstellen und im Falle einer Übernahme von CSC durch CA zum Verlust lukrativer Aufträge bei den US-Regierungsbehörden führen, hieß es.

Allerdings wird von einigen Börsianern an der Wallstreet auch nicht ausgeschlossen, daß die Ankündigung CAs, auf eine feindliche Übernahme zu verzichten, nur eine weitere Finte ist, die dazu dienen könnte, den Preis zu drücken. Dafür spräche auch die Tatsache, daß Wang das noch stehende Angebot an die CSC-Aktionäre nicht sofort zurückzog und auch nicht auschließen wollte, doch noch mit den CSC-Anteilseignern "in gegenseitigem Einvernehmen" ins Geschäft zu kommen.

Offensichtlich wußte der CA-Chef zu diesem Zeitpunkt schon mehr. Denn wie Anfang dieser Woche bekannt wurde, hat sich nun erstmals auch einer der größeren CSC-Aktionäre zu Wort gemeldet. Ein führender Repräsentant der New Yorker Investment-Gesellschaft Wyser-Pratte & Co. sprach im Zusammenhang mit der umstrittenen neuen Abfindungsregelung für das CSC-Management und der "prinzipiellen Ablehnung" der CA-Offerte von einem "eigenmächtigen und kompetenzüberschreitenden Verhalten" des CSC-Boards. Die Gesellschaft, die rund 265 000 CSC-Aktien in ihrem Portfolio hält, habe sich deshalb besagter Klage von CA angeschlossen.

Dennoch gehen die meisten Analysten davon aus, daß der von CA geplante Merger - zumindest wie ursprünglich vorgesehen - geplatzt ist. Wang habe die Gegenwehr des CSC-Managements weit unterschätzt, heißt es - erst recht, nachdem CSC-Chef Honeycutt in der vergangenen Woche mit einer selbst die Analysten überraschenden sehr optimistischen Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende und kommende Geschäftsjahr einen weiteren Coup gelandet hatte.