3D-Analyse am Tatort

Harry, fahr schon mal den Scanner vor

22.07.2010
Von pte pte
Die Spurensicherung rüstet auf: Mit Laserscanner und Software werden Ermittlungen zum Tathergang präzisiert und die Täterbestimmung erleichtert.

Die genaue Analyse der spezifischen Situation auf einem Tatort ist für die Aufklärung von Verbrechen unerlässlich. Um die polizeiliche Ermittlungsarbeit in Zukunft zu erleichtern und etwa im Fall eines Mordes präzisere Aussagen über Tathergang und -umstände treffen zu können, haben Forscher vom Virtopsy-Institut für Forensische Medizin der Universität Bern nun ein neuartiges digitales 3D-System vorgestellt, das ballistische Daten von Blutflecken und -spritzern auf Verbrechensschauplätzen wesentlich schneller und präziser rekonstruiert als alle bisherigen Methoden.

"Die Resultate, die das 3D-System hervorbringt, liefern uns sehr gute Anhaltspunkte in Bezug auf die ursprünglichen örtlichen Gegebenheiten, die Anzahl der Schläge, die Position des Opfers und die Reihenfolge der Ereignisse", wird Virtopsy-Forscherin Ursula Buck vom NewScientist zitiert. Die gemeinsam mit ihren Schweizer Kollegen Silvio Näther und Beat Kneubuehl entwickelte Forensiktechnologie habe sich in der Praxis bereits bewährt. "Das System hat in zwei Mordfällen geholfen, den richtigen Täter zu überführen", schildert Buck.

Technisch gesehen basiert die Entwicklung des Wissenschafterteams dabei auf einem mehrstufigen Verfahren. In einem ersten Schritt fertigt ein spezieller Laserscanner ein hochauflösendes virtuelles Abbild des Tatorts an, in dem die Ermittler völlig frei navigieren können. Um die auf diese Weise erzielten Bilder mit einer detailgetreuen Oberflächenstruktur zu versehen, werden anschließend Aufnahmen mit einer Digitalkamera angefertigt und in die bereits bestehende 3D-Darstellung integriert.

Im nächsten Schritt kommt noch einmal ein Lasermessgerät namens "Tachymeter" zum Einsatz, das dafür sorgt, dass jeder einzelne Blutfleck, der auf dem Tatort gefunden worden ist, auch ganz präzise an derselben Stelle in der virtuellen Nachbildung zu finden ist. Abschließend berechnet dann eine spezielle Software aus der Position und Größe der Blutflecken die Masse und potenzielle Maximalgeschwindigkeit der einzelnen Bluttropfen. In Kombination mit den Informationen zum Einschlagswinkel, der sich aus der Form der Blutspuren ergibt, können die Ermittler so realitätsgetreue Rückschlüsse auf den genauen Tathergang ziehen.

Dass derartigen Hightech-Forensikmethoden bei polizeilichen Ermittlungen eine zunehmende Bedeutung zukommt, zeigt nicht nur das Schweizer Beispiel. "Die 3D-Laserscantechnologie wird in Deutschland bereits seit geraumer Zeit zur Dokumentation von Tat- und Ereignisorten eingesetzt", stellt etwa Frank Scheulen, Pressesprecher des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen, auf Anfrage von pressetext fest. Die hierfür notwenige Technik sei zwar teuer, biete aber aufgrund der hochqualitativen Ergebnisse einen eindeutigen Mehrwert für die polizeiliche Ermittlungstätigkeit. (pte)