Der Markt für Integrationssoftware

Harmonie Fehlanzeige

24.09.2008

SOA-Chance nutzen

Grundsätzlich werde es für Firmen wie Tibco, die Software AG und Progress aber immer härter, sich im Wettbewerb zu behaupten, lautet Pezzinis Resümee. Anbieter wie IBM, Oracle und Microsoft könnten immense Summen für das Marketing ausgeben. Dieses Budget falle bei den kleineren Softwarehäusern naturgemäß geringer aus. Anwender, die weniger gut über die Alternativen im Markt informiert seien, tendierten eher zu den Angeboten der großen Hersteller.

Trotzdem müssten sich auch die Kleinen nicht verstecken, sagt IDC-Experte Spies. Tibco habe beispielsweise sein Portfolio kontinuierlich in Richtung BPM und SOA erweitert. Auch Progress und der Software AG sei es gelungen, sich im Kontext von SOA neu im Markt zu positionieren. Beiden Herstellern sei es zuvor relativ schlecht gegangen. "Beide haben jedoch die Trendwende geschafft und ihre Chance mit SOA genutzt."

Die Konsolidierung im Markt wird weitergehen, prophezeit der Gartner-Analyst. Beispielsweise könnte IBM weiter zukaufen, um wieder etwas mehr Abstand zu dem härtesten Verfolger Oracle zu gewinnen. Der Kauf des Business-Rules-Spezialisten Ilog durch Big Blue bestätigt diese Annahme. Oracle selbst werde von größeren Akquisitionen vorerst Abstand nehmen, glaubt Pezzini. Der Softwarekonzern dürfte mit der Integration von Bea noch eine Weile beschäftigt sein. Auch in den Reihen der kleineren Anbieter werde sich die Konsolidierung fortsetzen, sagt der Experte. Belege dafür seien beispielsweise der Kauf von Iona durch Progress sowie die Übernahme von Webmethods durch die Software AG, so Gartner-Analyst Pezzini.

SAP integriert SAP

SAP spielt im weltweiten Integrationsmarkt nur eine untergeordnete Rolle. Zwar preist der badische Softwarekonzern mit der Business Process Platform (BPP), die im Wesentlichen auf der Integrationsplattform Netweaver und dem Enterprise Service Repository (ESR) basiert, ein eigenes Integrations-Portfolio an. Das bleibt jedoch im Wesentlichen auf den SAP-Kosmos beschränkt. SAP will seinen Kunden eine möglichst komplette Infrastruktur anbieten, sagt Gartner-Analyst Massimo Pezzini. Es reiche jedoch nicht, gegen IBM oder Oracle anzutreten. "Ich glaube auch nicht, dass dies die Absicht von SAP ist", meint der Marktbeobachter. "SAP-Kunden werden auf Netweaver setzen, da sie mit der Suite sowieso das gesamte Repository bekommen", bestätigt IDC-Analyst Rüdiger Spies. Darüber hinaus gebe es eine Reihe von Softwarehäusern, die Netweaver als Entwicklungsplattform benutzten - allerdings hauptsächlich, um Ergänzungen für SAP-Lösungen zu entwickeln. "Als unabhängige Middleware à la Websphere wird sich Netweaver aber nicht durchsetzen", prognostiziert Spies. Dabei wäre es für den deutschen Softwarekonzern durchaus wichtig, seine Plattform zu pushen. Dazu gehöre jedoch auch, die eigene Datenbank "MaxDB" besser im Markt zu positionieren. Die Abhängigkeit von Datenbank- und Middleware-Anbietern wie IBM und Oracle schade SAP. Jedes Mal, wenn die Badener Anwendungen verkauften, fütterten sie damit auch die Konkurrenz mit Umsätzen, da die meisten Nutzer unter den SAP-Anwendungen auf Konkurrenzprodukte zugriffen. Da MaxDB mit der Konkurrenz nicht mithalten kann, werde sich daran vorerst aber kaum etwas ändern. SAP müsste an dieser Stelle mehr investieren, fordert Spies. Zumal es der Konzern versäumt habe, alternative Datenbankanbieter neben den Granden Oracle und IBM zu protegieren.