Golfkrieg beeinträchtigt Transporte

Hardwarekäufer müssen mit Lieferverzögerungen rechnen

15.02.1991

MÜNCHEN (hp) - Geringere Frachtkapazitäten, geänderte Flug- und Schiffsrouten sowie Sicherheitsmaßnahmen führen zu Lieferengpässen und erhöhten Transportkosten. Betroffen davon sind DV-Hersteller, die in den USA oder Fernost produzieren und deshalb auf die Importe nach Europa angewiesen sind.

Die Lieferverzögerungen machen sich zuerst bei den Händlern bemerkbar. "Wir spüren vor allem Engpässe aus Fernost, also bei Toshiba, NEC, Epson und Fujitsu. Die Produkte kommen mit mindestens zwei Wochen Verspätung an. Meistens sind es aber an die vier Wochen", klagt HOC-Sprecherin Fee Albrecht. Von der mißlichen Transportsituation sind aber noch mehr DV-Hersteller betroffen. So berichtet Acer inzwischen von akuten Lieferschwierigkeiten. "Die Lage sieht sehr schlecht aus, da wir den Fachhändlern die Produkte nicht rechtzeitig liefern können. Es kommt dabei zu vierwöchigen Verzögerungen", erklärt Wulf Büscher, Pressesprecher des taiwanischen Unternehmens. Acer produziere ausschließlich in Fernost und habe schon versucht, Rechner aus amerikanischen Lagern zu importieren, um den Bedarf in Europa decken zu können. Aber auch hier reiche die Frachtkapazität nicht aus.

Data General produziert sowohl in den USA als auch in Fernost. Bei Transporten aus den USA kommt es dabei zu Verzögerungen von ein bis zwei Tagen. Größere Schwierigkeiten dagegen gibt es bei den Fernost-Importen: "Die Flüge werden über die Nordroute umgeleitet. Dadurch ergeben sich Verspätungen und um 40 Prozent höhere Transportkosten", meint Data Generals Pressesprecherin Judith Dörfler. Auswirkungen auf die Endpreise hätte dies momentan nicht. Auch Ware, die per Schiff aus Fernost transportiert wird, kommt später an, da der Suezkanal gesperrt ist und die Carrier um das Kap der Guten Hoffnung fahren müssen. Dies führt laut Computer 2000 zu Verspätungen von zirka acht Tagen.

Auch der PC-Anbieter Zenith, der in den USA und Frankreich herstellt, bekommt die Auswirkungen des Transportengpasses zu spüren. "Da die amerikanische Regierung auch zivile Fracht-Carrier benötigt, entstehen ganz erhebliche Engpässe. Bislang haben wir ausschließlich per Flugzeug transportiert, da man sich lange Transportzeiten in diesem Markt nicht erlauben kann", berichtet Zenith-Sprecher Gerold Hahn. Inzwischen ziehe das Unternehmen auch den Seeweg in Erwägung. Dies bringe aber erhebliche organisatorische Umstellungen mit sich, da im Just-in-time-Prinzip gefertigt werde. "Das geht nicht von heute auf morgen, da sich ja auch die Zulieferer auf die neue Situation einstellen müssen", meint Hahn.

Nicht nur knappe Frachträume, sondern auch Flugverbote führen zu Verzögerungen. So können zwei Produkte von Kyocera zwar auf der CeBIT vorgeführt, aber nicht in Stückzahlen geliefert werden. "Die Entwicklung und die Gerätetests dauern länger, da aufgrund des Flugverbots keine Abstimmungen zwischen japanischen und europäischen Ingenieuren durchgeführt werden können und sich technische Details nur schwer am Telefon klären lassen", begründet Kyocera-Sprecherin Brigitte Kaltwasser.