MDT-System für Fertigungssteuerung

"Hans Sachs" paßt für jeden Schuh

05.12.1975

PIRMASENS - In der Schulstadt Pirmasens lernte die MDT vor nahezu 20 Jahren das Laufen: Von der ersten elektronischen Fakturiermaschine der Welt mit Magnettrommelspeicher "Siemag Dataquick" (Kaufpreis weit über 100 000 Mark) standen die ersten und einzigen neun Exemplare in Pirmasenser Schuhfabriken. Jetzt wurde in der konjunktursohlengängigen und absatzbedrohten Pirmasenser Heimindustrie eine neue MDT-Initiative gesetzt: In der Schuhfabrik Helmut Scherer steuert eine TA 1000 von Triumph-Adler, Nürnberg, die komplizierte Fertigung. Auf dem System läuft - wie könnte es anders sein - das Softwarepaket "Hans Sachs". Autoren der Software sind Wissenschaftler des Instituts für Betriebswirtschaftslehre an der Uni Heidelberg unter der Federführung von Prof. Dr. Angermann. Sein Assistent, Dr. Werner Schmidt: "Buchhaltungsprogramme hätten wir nie gemacht. Aber hier war das Problem zu lösen, über Arbeitsvorbereitung Fertigungssteuerung einen ganzen Betrieb in den Griff zu bekommen - einschließlich des Marketing und der Chefinformation". Junior-Chef Helmut Scherer weiß das zu schätzen: "Das System macht uns wettbewerbsfähiger, weil unsere interne Organisation prompt und zuverlässig arbeitet."

Gegen den Lochkartensalat

Sein Betrieb stellt mit 60 Mitarbeitern 600 Schuhmodelle her, geliefert wird an 2600 Kunden, die oft kleine und kleinste Chargen bestellen, und die dennoch jeweils produziert werden müssen - unter anderem aus 640 verschiedenen Materialien. "Hans Sachs" (Hersteller- und Anwenderneutrales System zur Auftragserfassung Chargenbildung und Handelsabrechnung für die Schuhindustrie) ordnet das Puzzle-Spiel. "Wir hätten uns ja auch dem örtlichen Gemeinschaftsrechenzentrum der Schuhindustrie anschließen können. Aber wir wollten keinen Lochkartensalat", erklärt Scherer. Das System, TA 1000 (12 K) arbeitet ohne die branchenüblichen Lochkarten, sondern mit einem Floppy Doppellaufwerk.

Vertragt viele Benutzer

Hans Sachs ist ein preiswerter Mitarbeiter: monatlich 1800 Mark Leasinggebühr. Geduldig und benutzerfreundlich ist er auch: Er (Spitzname: "Walter") wird in der täglichen Produktion von zahlreichen Mitarbeitern für wechselnde Aufgaben benutzt.