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Handy-Displays aus Wasser und Öl

09.08.2007
Von pte pte
Bei der Suche nach energiesparenden Displaykonzepten für das Handy fassen Wissenschaftler zunehmend das sogenannte "Electrowetting" ins Auge.

Beim Electrowetting handelt es sich um Wasser-Öl-Gemische, die mittels elektrischer Stimulation für den Aufbau von Bildern verwendet werden. Das Konzept funktioniert denkbar einfach: Die einzelnen Pixelkammern werden mit den Flüssigkeiten gefüllt. Das auf dem Wasser schwimmende Öl verdeckt den darunter liegenden Untergrund. Wird die Pixelzelle unter Spannung gesetzt, weicht das Öl zurück und die Oberfläche ändert entsprechend ihre Farbe. Die neue Technologie soll weitaus energieschonender funktionieren und könnte folglich einen Ausweg aus der Akkumisere bedeuten. Wie jetzt bekannt wurde, hat LG-Philips in den USA ein Patent beantragt, das bei der Bilderzeugung auf die beschriebene Technologie zurückgreift. Das Unternehmen ist mit seiner Forschungsarbeit allerdings nicht allein. Schon vor mehr als einem Jahr hat das aus den Forschungslabors von Philips Research hervorgegangene Start-up Liquavista das innovative Konzept publik gemacht. Wie Liquavista auf Anfrage von pressetext versicherte, ist das Unternehmen am LG-Philips-Projekt allerdings in keinster Weise beteiligt. Die eigene Technologie sieht man durch eine Reihe von bereits erworbenen Patenten abgesichert.

"Die Signalwirkung ist angesichts des LG-Philips-Vorstoßes eindeutig. Die Industrie beginnt jetzt, die Technologie ernstzunehmen", erklärt Johan Feenstra, einer der Gründer von Liquavista, im pressetext-Interview. Oberstes Ziel des Unternehmens sei immer die Einführung eines neuen Industriestandards gewesen und nicht die Entwicklung einer proprietären, geheimen Technologie, so Feenstra weiter. Durch den Entwicklungsvorsprung verfüge man darüber hinaus bereits über ein umfangreiches Portfolio. Neben den entwickelten Display-Prototypen etwa für Digitaluhren, MP3-Player oder PDAs habe man mit der Herstellung eines 14 mal 16 Zoll-Substrats bewiesen, dass die Technologie in jeder bestehenden LCD-Produktionsstätte problemlos eingesetzt werden könne.

Die bessere Strahlkraft von Electrowetting-Displays sowie deren minimalen Energieverbrauch führt Feenstra als größte Vorteile der Technologie an. "Bei einem Mobiltelefon werden rund 30 Prozent der Gesamtenergie für das Display aufgewendet. Mit unserer Technologie kann man diesen Wert auf einige wenige Prozent verringern und so die Akkulaufzeit dramatisch erhöhen", so der Liquavista-Verantwortliche. Dies sei insofern von Bedeutung, da die aktive Display-Nutzung durch die Inanspruchnahme von Web- und Handy-TV-Diensten kontinuierlich zunehme. Bis die derzeit nur für rudimentäre Displayanforderungen eingesetzte Technologie auch für komplexe Darstellungen auf Handys gerüstet ist, dürfte zwar noch einige Zeit vergehen. Schon 2009 könnte jedoch bereits der Startschuss für eine entsprechende Umsetzung folgen, so Feenstra gegenüber pressetext. (pte)