M-Commerce/Die Rolle der Netzbetreiber im M-Commerce

Handy autorisiert die Geschäfte

23.02.2001
Eine der zentralen Fragen des M-Commerce ist die Bezahlung von Dienstleistungen und Waren. Ein einfaches und dennoch sicheres Mobile Payment ist in unterschiedlichen Varianten realisierbar. Von Stefan Röver*

Analysten und Marktbeobachter prophezeien dem M-Commerce-Markt ein enormes Wachstumspotenzial. Grundlage dieser Prognose sind die explosionsartig wachsende Zahl an Handy-Besitzern und die neuen Mobilfunkstandards wie WAP (Wireless Application Protocol), GPRS (General- Packet-Radio-Service) und UMTS (Universal Mobile Telecommunications Systems). Sie sind die Zauberworte des neuen Informationszeitalters und stehen für schnelle Datenübertragung, neue Dienstleistungen und elektronischen Handel über mobile Vertriebskanäle wie Handy und PDA (Personal Digital Assistant).

Ein Angebot, von dem sowohl die Endverbraucher als auch Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen profitieren können. Heute sind es noch überwiegend Bankgeschäfte, die elektronisch abgewickelt werden. Künftig dürften sich die täglichen Transaktionen auf Handel, Ticketreservierungen, Auktionen und andere Dienstleistungen ausweiten. Daraus ergeben sich für alle Marktbeteiligten weitreichende Konsequenzen. Der Verbraucher möchte sein Handy dazu nutzen, Waren und Dienstleistungen ortsunabhängig zu erwerben. Für Händler und Dienstleister bedeutet dies, ihre Leistungen und Produkte im elektronischen Handel nicht mehr ausschließlich über das Internet anzubieten. Vielmehr müssen sie mobile Endgeräte wie das Handy oder den PDA in ihr Vertriebskonzept einbinden. Das weckt beim Endkunden die Begehrlichkeit, Waren und Dienstleistungen nicht nur mobil zu ordern, sondern auch direkt mit dem Handy zu bezahlen.

Für Mobilfunkbetreiber erschließt sich durch Mobile Payment ein komplett neues Geschäftsfeld, in dem sie selbst die Rolle des Zahlungsdienstleisters (Payment Service Provider) übernehmen. Unternehmen, die ihren Kunden künftig den Service des mobilen Bezahlens anbieten wollen, sollten darauf achten, dass die eingesetzten Zahlungsmethoden für den Kunden einfach zu bedienen sind. Hilfreich sind in diesem Zusammenhang Angebote, die es zum Beispiel erlauben, die Abrechnung mit dem Endkunden über unterschiedliche Varianten abzuwickeln. Hierzu zählen etwa das Einziehen der per Handy autorisierten Beträge per Lastschrift oder die Belastung der Kreditkarte. Weitere Möglichkeiten sind die Abrechnung der Beträge mit der Telefonrechnung oder die Belastung von Prepaid-Karten. Diese letzten beiden Varianten bieten sich als kostengünstige Alternative zur Abrechnung so genannter Micropayments, also der Zahlung von Kleinstbeträgen, an.

Zahlen mit der Handy-Nummer

Technisch lässt sich das mobile Bezahlen auf verschiedene Weise realisieren. Ein für Endkunden und Anbieter einfacher und zugleich sehr sicherer Ablauf des Payment-Prozesses könnte so aussehen: Der Konsument wählt auf seinem Handy das WAP-Portal seines Mobilfunkanbieters an und sucht sich in dem gewünschten Shop ein Produkt aus. Nachdem er seine Auswahl getroffen hat, aktiviert er die Funktion Bezahlen. Sein Handy-Display zeigt ihm daraufhin alle relevanten Daten sowie die Gesamtsumme des Einkaufs an. Jetzt kann er den Zahlungsvorgang entweder abbrechen oder durch Eingabe einer PIN die Zahlung bestätigen. Anschließend werden die Daten an den Mobilfunkbetreiber gesendet, der sie überprüft und Bestätigungen über die erfolgreiche Transaktion an den Handy-Besitzer und den Shop sendet.

Um diese Zahlungsart künftig nutzen zu können, müssen sich Endkunden lediglich einmal bei ihrem Mobilfunkbetreiber für den Service registrieren lassen. Hervorzuheben ist, dass keine Zahlungsdaten wie beispielsweise Kreditkartennummern über das Mobilnetz übertragen werden, da die Zahlungsart bei der Registrierung festgelegt wird.

Anschaffung neuer Geräte entfällt

Der Endkunde benötigt lediglich ein gängiges Handy, um seine Einkäufe mobil zu bezahlen, die Anschaffung teurer neuer Endgeräte entfällt also. Auf Seiten des Payment-Anbieters ist ein so genannter Wallet Server erforderlich. Dieser umfasst einzelne Software-Komponenten zur Authentifizierung des Nutzers, zur Verwaltung von individuellen Kunden- und Händlerdaten sowie zur Abwicklung der Transaktion. Zudem benötigt der Anbieter ein Clearing Interface als Schnittstelle zur Bank. Händler, die ihren Kunden diesen Service anbieten wollen, benötigen außerdem eine entsprechende Softwarekomponente, die den sicheren Ablauf des Zahlungsvorgangs ermöglicht.

Obiges Verfahren bietet allen Beteiligten Vorteile. Der Mobilfunkanbieter kann seinen Netzteilnehmern eine einfache Möglichkeit zum mobilen Bezahlen anbieten und erschließt sich damit ein völlig neues Geschäftsfeld. Der Händler profitiert von der hohen Anzahl an Mobilfunkkunden, die er mit seinem Angebot erreicht. Der Kunde genießt die Bequemlichkeit, Benutzerfreundlichkeit und nicht zuletzt die hohe Sicherheit des Mobile Payment. Er muss nur einmal seine persönlichen Daten angeben und kann anschließend bei allen angeschlossenen Händlern bezahlen. Zudem muss er keine Kosten für Hard- oder Software aufwenden.

*Stefan Röver ist CEO und Vorstandssprecher der Brokat AG in Stuttgart.

Abb: Mobiles Bezahlen

Beim Bezahlen von kleinen Beträgen ist das Handy eine kostengünstige Alternative. (Quelle: Brokat)