Analysten sind positiv überrascht

Handy-Anbieter verkaufen wie noch nie

13.02.2004
MÜNCHEN (CW) - Der Handy-Markt hat sich 2003 überraschend gut entwickelt. Erstmals verkauften die Hersteller in einem Jahr weltweit über 500 Millionen Geräte. Analysten und Anbieter hatten deutlich weniger erwartet.

Noch nie wurden binnen Jahresfrist weltweit so viele Handys verkauft wie im Jahr 2003. Erstmals gingen weltweit über 500 Millionen Geräten über die Tresen, die Marktforscher von IDC taxieren die Zahl der insgesamt abgesetzten Mobiltelefone auf 533,4 Millionen Stück. Das bedeutet eine Zunahme von 23,3 Prozent gegenüber 2002, als insgesamt 432,7 Millionen Handys einen Käufer fanden. Die Analysten von Gartner bestätigten diesen Erfolg bereits, gehen nach vorläufigen Schätzungen aber von 510 Millionen verkauften Geräten aus.

Auf jeden Fall wurden sämtliche Erwartungen übertroffen. Gartner hatte beispielsweise lediglich mit 475 Millionen veräußerten Einheiten gerechnet, die Hersteller selbst waren im Schnitt von 460 Millionen Geräten ausgegangen. "2003 war ein phänomenales Jahr mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 20 Prozent", sagte Ben Wood, Chef der Mobile Communications Group bei Gartner. "Die Lungenkrankheit Sars hat im zweiten Quartal das Geschäft im asiatisch-pazifischen Raum gebremst, doch im letzten halben Jahr zog der Verkauf spürbar an."

Die Hersteller lagen mit einer zweigleisigen Strategie offenbar richtig. In den gesättigten Ländern wie Europa, Japan und den USA setzten sie auf hochwertige Geräte. Hier tauschten viele Kunden ihre alten Geräte gegen Multimedia-taugliche Ausführungen, etwa mit Farb-Display und integrierter Digitalkamera, aus. Einen besonders großen Wachstumsschub von 181 Prozent verzeichneten die Smartphones, also Minicomputer mit integriertem Handy (etwa "Blackberry" von RIM, "Treo" von Palm und "MDA" von T-Mobile). Insgesamt verkauften die Hersteller knapp zehn Millionen Stück.

In den aufstrebenden Märkten wie Russland, Indien, China und Brasilien gab es dagegen einen großen Bedarf an einfachen Geräten. Allein in Indien wurden im vergangenen Jahr 18 Millionen Handys verkauft. Der Erfolg ist lokalen Handy-Netzbetreibern geschuldet, die mit ihrer zum Teil aggressiven Marketing-Strategie Kunden gewonnen haben.

Unter den Geräteherstellern gibt es Gewinner und Verlierer. Motorola konnte im abgelaufenen Jahr nur leicht wachsen und büßte deutliche Marktanteile ein, ist aber nach wie vor zweitgrößter Hersteller. Die US-Amerikaner kamen nach Stückzahlen im vergangenen Jahr nur noch auf 14,1 Prozent des weltweiten Verkaufs, 2002 waren es noch über 17 Prozent. Auf ein sehr starkes Jahr kann dagegen LG Electronics zurückblicken. Der koreanische Anbieter legte im Jahr 2003 beim Handy-Verkauf um knapp 70 Prozent gegenüber Vorjahr zu und verdrängte mit einem Marktanteil von 5,2 Prozent Sony Ericsson auf Platz sechs. Marktführer bleibt Nokia, allerdings büßten die Finnen 3,4 Prozentpunkte ein. Samsung auf Rang drei verschlechterte sich leicht, Siemens legt ebenso leicht zu und bleibt die Nummer vier (siehe Grafik "Nokia bleibt Spitze").

Die Marktforscher erwarten, dass sich der positive Trend auch in diesem Jahr fortsetzen wird. Sie rechnen für 2004 mit weltweit 560 Millionen verkauften Handys. (jha)

Abb: Nokia bleibt Spitze

LG Electronics schnappte Sony Ericsson den Platz des weltweit fünftgrößten Handy-Herstellers weg. Quelle: IDC