Visor besticht durch Erweiterbarkeit und attraktiven Preis

Handspring fordert Palm mit eigenem Produkt heraus

24.09.1999
MÜNCHEN (IDG/CW) - Das erste Produkt der Firma Handspring hat gute Chancen, der härteste Konkurrent des Palm Pilot zu werden. Es ist preiswerter und zeichnet sich durch besondere Erweiterbarkeit aus. Details über die Steckmodule wurden nun bekannt.

Mit dem Handheld "Visor" bringt Handspring das erste eigene Produkt auf den Markt. Hinter dieser Firma stecken dieselben Köpfe, die auch den Palm Pilot aus der Taufe gehoben haben. Das kleine Gerät verfügte über sinnvolle Software und ließ einen Datenabgleich mit dem PC zu. Es revolutionierte quasi die Bedeutung von Handheld-Computern und animierte viele Nachahmer, von denen jedoch keiner an den Erfolg des Palm Pilot anknüpfen konnte.

Nun fordert der Handspring Visor den bisherigen Marktführer heraus (siehe CW 36/99, Seite 49). Das neue Produkt ähnelt dem Palm Pilot äußerlich und von der Funktionsweise her. Es benutzt sogar das Palm Operating System (Palm OS). Daher verfügt es über alle Funktionen, die der Palm auch hat: Es kann sich mit den gleichen PC-Programmen synchronisieren und die gleiche Software nutzen. Es gibt schätzungsweise 3000 Applikationen für den Palm und ungefähr fünf Millionen Palm-Benutzer.

Der Visor hat jedoch gegenüber dem Konkurrenten einige Vorteile. Vor allem ist er preiswerter. Das Basismodell "Visor Solo" kostet knapp 150 Dollar. Es ist mit 2 MB Speicher ausgestattet, aber nicht mit einem Kabel für die Synchronisierung. Somit eignet es sich lediglich für Personen, die das Gerät ohne PC benutzen wollen. Das Mittelklassemodell Visor kostet knapp 180 Dollar und enthält ein Synchronisierungskabel im Lieferumfang. Das Topmodell "Visor Deluxe" für 250 Dollar gibt es in verschiedenen Farben, mit 8 MB Speicher und einem Lederetui. Während Palms bisher hauptsächlich für geschäftliche Zwecke genutzt werden, könnte Visor mit dem geringeren Preis auch vermehrt Privatkunden ansprechen.

Ein weiterer Vorteil besteht in der größeren Erweiterbarkeit. Durch das Einstecken kleiner Hardwaremodule läßt sich das Gerät beispielsweise in ein Mobiltelefon, einen Pager oder eine Kamera verwandeln. Der Benutzer muß dazu lediglich das gewünschte Modul in eine Halterung auf der Rückseite des Visor hineinschieben. Im Gegensatz dazu erfordert die Installation von Erweiterungen beim Palm Pilot das Hantieren an winzigen Schrauben.

Diese sogenannten Springboard-Module gibt es als Ein- und Zweiweg-Pager, Modems, portable Tastaturen, Einheiten für Global Positioning, Geräte zur Aufzeichnung von Sprache und MP3-Player. Geplant sind außerdem Einschübe für drahtloses Telefonieren und Kommunikation via Bluetooth. Die Module haben zwei Vorteile: Erstens funktionieren sie besser als reine Softwarelösungen. Und zweitens enthalten sie bereits die gesamte Software, die zum Betrieb nötig ist, und übertragen sie sofort an den Visor. Weder eine Diskette noch ein Ladeprozeß oder eine Installation ist nötig. Sobald das Modul entfernt wird, wird auch die Software wieder deinstalliert. In den USA sollen die Visors ab Oktober, in Europa erst nächstes Jahr erhältlich sein.

Die Hersteller betrachten Palm Pilot und Visor offiziell nicht als Konkurrenten. Beide seien eine Alternative zu Handhelds, die auf dem Betriebssystem Windows CE von Microsoft aufbauen.