Evolutinäres Konzept von Mouse Systems

Handgeführter Scanner liest komplette Seiten ein

22.06.1990

MÜNCHEN (jm) - Mit dem Handscanner "Pagebrush" von der Mouse Systems Corp. scheint ein evolutionärer Schritt bei Eingabemedien vollzogen zu sein: Wie eine Maus bedient, liest er auch Formate größer als DIN A4 exakt ein.

Die im kalifornischen Fremont beheimatete Mouse Systems Corp. will eine für den Anwender wesentliche technische Neuerung geschaffen haben. Der Hersteller der ersten Maus für IBM-PCs hat die von ihm entwickelte M5-Technologie, die auch bei ihren optischen Maussystemen zum Tragen kommt, für den Handscanner "Pagebrush" angewandt.

Wie der Name andeutet, kann der Anwender den Scanner in unregelmäßigen und nicht zielausgerichteten Bewegungen über die einzulesende Vorlage bewegen. Die Technik bietet trotzdem ein nahtloses, genaues "Zusammennähen" in Echtzeit. Die maximale Bidgröße ist dabei vor allem durch die Größe des Arbeitsspeichers und die Größe des Overlays beschränkt, die zur Spursteuerung und Plazierung auf der Seite benutzt werden. Das Standardoverlay-Format eignet sich für Bilder bis zu etwa 20,5 Zentimeter x 43 Zentimeter. Mouse Systems stellte allerdings in Aussicht daß größere Versionen auf Bestellung geliefert werden können.

Weitere Merkmale des Scanners sind eine variable Auflösung von 75 bis zu 300 dpi und die Fähigkeit, gebunde Bücher abzutasten und Text und Grafik zu vereinen. Der Scanner läßt sich wegen der speziellen Technologie auch als optische Maus und als Digitalisierer benutzen.

Tony Rodrigues, Product Marketing Manager der Mouse Systems Corp., wies darauf hin, daß man eine lange Erfahrung mit dem Mauseingabemedium besitze und Firmen wie Toshiba sich überlegen, die M5-Technologie in zukünftigen Rechnerprodukten als integrierte mausähnliche Eingabeperipherie einzusetzen.

Die "Pagebrush-Scanner" stünden für Macintosh-Rechner mit Nubus-Architektur ab dem vierten Quartal 1990 zur Verfügung. Sie erforderten je nach einzuscannender Vorlage zwischen 1 und 8 MB Arbeitsspeicher und würden in den USA 759 Dollar kosten. Preise für den europäischen und deutschen Markt seien noch nicht festgelegt, meinte der Manager aus Kalifornien. Für 1991 kündigte Rodrigues eine auf Windows 3.0 abgestellte Scanner-Version für PCs an. Als exclusiver Distributor werde Computer 2000, München, den Vertrieb übernehmen.

Bei den bisherigen Scannern hat der Anwender Optionen, die alle ihre Stärken und Schwächen besitzen: Flachbettscanner und solche mit Bogenzuführung sind zum einen relativ teuer, außerdem eignen sie sich für das Einlesen etwa von Daten aus Büchern nicht. Handgeführte Scanner haben zwar bislang den Vorteil, handlich und tragbar zu sein, erlauben jedoch nur das Abtasten schmaler Text- oder Grafikstreifen, die anschließend am Rechner erst noch "zusammengeflickt" werden müssen.