Kostensenkung

Handel lagert verstärkt aus

17.06.2009
In der Krise sind kleine Outsourcing-Verträge gefragt, die flexible Bezahlmethoden ermöglichen.

Die Krise veranlasst auch den bislang hier eher zurückhaltenden Handel, Outsourcing-Dienste in Anspruch zu nehmen, um die Kosten zu senken und sich stärker aufs Kerngeschäft zu konzentrieren. Das beobachten die Marktforscher von Datamonitor. "Der Handel sucht derzeit nach Möglichkeiten, um Umsatz zu generieren und gleichzeitig Einsparungen zu erzielen", so Datamonitor-Analystin Christine Bardwell. Techniken und Services, mit denen sich die Kosten von Inventur-Management und nicht unternehmenskritischen Prozessen reduzieren lassen, seien daher gefragt. Allerdings habe sich das Outsourcing-Verhalten verändert: "Große IT-Infrastruktur-Deals sind weniger verbreitet. Statt dessen bevorzugen die Firmen einen Mix aus kleineren Serviceverträgen - oder Transformationsvorhaben, die über einen langen Zeitraum laufen", so die Expertin.

Für den Handel kommt es in Krisezeiten vor allem darauf an, die Margen zu schützen. Vor dem Hintergrund sinkender Verkaufszahlen und steigendem Kostendruck ist es für viele Unternehmen jedoch schwer, liquide zu bleiben. Dadurch hat das Thema Sparen mittlerweile oberste Priorität - vor allem im Bereich Personal- und Lagerkosten. "Das sind im Handel die mit Abstand größten Posten", so Bardwell.

Allerdings haben wegen der finanziellen Engpässe nur Outsourcing-Anbieter eine Chance auf Aufträge im Handel, die flexible Bezahlmethoden anbieten - etwa monatlich zu leistende Gebühren. Auch Vorbehalte der potenziellen Kunden gegenüber dem Verlagern von Jobs ins Ausland und Sprachbarrieren beim Offshoring können sich laut Datamonitor als Hemmschuh erweisen. Am problematischsten sei aber vor allem das fehlende Branchen-Know-how vieler Provider. Handelsunternehmen erwarten, dass ihr Provider nicht nur die Bedürfnisse der Branche insgesamt, sondern auch des jeweiligen Branchensegments kennt. "Händler wollen mehr als einen Lieferanten von Services. Sie brauchen einen Partner, der das Unternehmen durch und durch versteht", bringt es Bardwell auf den Punkt.

IBM ist mit einem Marktanteil von 14 Prozent derzeit der größte Outsourcing-Provider im Handel. Den Analysten zufolge könnte sich das aber ändern, da der Wettbewerb stark angezogen habe.