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Halbjahreszahlen: Telekom meldet 3,9 Milliarden Euro Nettoverlust

21.08.2002
Die Deutsche Telekom hat für das erste Halbjahr 2002 einen Verlust von 3,891 Milliarden Euro ausgewiesen - höher als im Gesamtjahr 2001 (3,5 Milliarden Euro).

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Deutsche Telekom hat heute Vormittag Zahlen zum ersten Halbjahr 2002 vorgelegt. In seiner Bilanz weist der Bonner Konzern einen Rekordfehlbetrag von 3,891 Milliarden Euro aus nach 349 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Verlust entstand im Wesentlichen durch Abschreibungen aus neu konsolidierten Gesellschaften.

Den Umsatz steigerte die Telekom im Berichtszeitraum von 22,468 Milliarden Euro um 14,6 Prozent auf 25,8 Milliarden Euro; das EBITDA (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit zuzüglich Finanzergebnus und Abschreibungen) ging von 8,195 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2001 um 7,8 Prozent auf 7,559 Milliarden Euro zurück. Seine Nettofinanzverbindlichkeiten konnte der Konzern geringfügig auf 64,2 Milliarden Euro verringern.

Der Auslandsanteil der Einnahmen betrug 8,553 Milliarden Euro und lag damit bei 33 Prozent nach 27 Prozent im Vorjahreszeitraum. Die Mobilfunksparte T-Mobile bezeichnete die Telekom als "erneut wesentlichen Wachstumstreiber". Die Mehrheitsbeteiligungen hätten seit Ende Juni 2001 rund 5,7 Millionen Neukunden gewonnen. Auch die US-Tochter Voicestream habe sich "besser als geplant" entwickelt und allein im zweiten Quartal 526.000 neue Kunden registriert. Umsatz und EBITDA der Mobilfunksparte stiegen im Jahresvergleich um 53 und 86 Prozent auf 9,14 und 2,56 Milliarden Euro, vornehmlich durch Konsolidierung von Zukäufen.

Im Festnetzgeschäft T-Com verzeichnete die Telekom einen leichten Umsatzanstieg von 14,69 auf 14,84 Milliarden Euro. Das EBITDA ging gegenüber dem Vorjahreshalbjahr (5,03 Milliarden Euro) minimal auf 4,98 Milliarden Euro zurück. Zu Ende des Berichtszeitraumes zählte das Unternehmen 21,5 Millionen ISDN-Kanäle (plus 5,4 Prozent) sowie 2,5 Millionen DSL-Anschlüsse nach einer Million Ende Juni 2001.

T-Systems konnte nach Angaben der Konzernmutter den Umsatz im zweiten Quartal 2002 um knapp sieben Prozent steigern und damit den Rückgang der ersten drei Monate weitgehend auffangen. Insgesamt gingen die Einnahmen im ersten Halbjahr um 3,5 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro zurück. Die Sparte IT-Services habe sich dabei weiter positiv entwickelt. Das EBITDA-Resultat von T-Systems stieg im Jahresvergleich von 357 Millionen Euro um knapp 43 Prozent auf 509 Millionen Euro. T-Online schließlich steigerte seine Kundenzahl auf 11,6 Millionen und den Umsatz (einschließlich DeTeMedien) von 707 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum um 22,2 Prozent auf 864 Millionen Euro. Bei EBITDA und Vorsteuergewinn schrieb die Internet-Sparte mit 82 und 40 Millionen Euro wieder schwarze Zahlen, nachdem der Bereich im ersten Halbjahr 2001 hier Fehlbeträge von 52 und 79 Millionen Euro verbuchen musste.

Interimschef Helmut Sihler nannte das Ergebnis "angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung ermutigend und insgesamt sehr zufriedenstellend". Als vordringliche Aufgaben des Vorstands nannte er die Überprüfung der Unternehmensstrategie zwecks unter anderem Weiterentwicklung der operativen Stärken. Ergebnisse der Überprüfung will die Telekom im November präsentieren. Sihler hält weiterhin am Ziel fest, die Nettoschulden bis Ende kommenden Jahres auf 50 Milliarden Euro zu reduzieren. Das Kostensenkungsprogramm "E3" soll die Sachkosten um 1,5 Milliarden Euro reduzieren.

Finanzvorstand Gerhard Eick ergänzte: "Um unser Ziel von 50 Milliarden Euro zu Ende 2003 erreichen zu können, müssen wir zusätzliche Maßnahmen in Höhe von vier bis sieben Milliarden Euro identifizieren.“ Sihler kündigte ferner an, bei Kostensenkung und Schuldenabbau werde es "keine heiligen Kühe" geben. Unter anderem werde die Telekom auch zunächst auf die Erweiterung der Konzernzentrale in Bonn verzichten.

Der Aktienkurs der Telekom fiel nach Bekanntwerden des Rekordverlustes - im gesamten Vorjahr hatte der Fehlbetrag 3,5 Milliarden Euro betragen - um knapp zwei Prozent auf 11,57 Euro. (tc)