Branchenvertreter kritisieren mangelnde Kundenbegleitung

Haifischbecken ERP: Osteuropa als Rettungsanker

08.02.2008
Von pte pte
Die osteuropäischen Wachstumsmärkte nehmen einen immer größeren Stellenwert für Software-Anbieter im Segment Enterprise Resource Planning (ERP) ein.

Trotz des Optimismus der IT-Branche müssen vor allem mittelständische Firmen lernen, ihre Kunden in diese boomenden Wachstumsregionen noch intensiver zu begleiten. Vor dem Hintergrund der massiven Marktkonkurrenz scheint dieser Ansatz bei vielen Software-Anbietern noch unausgereift zu sein. Zu diesem Schlusss sind führende ERP-Softwareunternehmen im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf der ITnT , Österreichs größter IT-Fachmesse, gelangt.

"Gerade Österreich kann wegen seiner geografischen Lage nichts besseres passieren, als seine IT-Fachkompetenz und damit die Produktivität in die Regionen Osteuropas auszudehnen", so Christoph Weiss vom unabhängigen IT-Beratungsunternehmen i2s-consulting gegenüber pressetext. Auch in Bezug auf den österreichischen Kernmarkt sind sich die Brancheninsider einig, dass bei der ERP-Softwareentwicklung die Arbeit auf Sprachlizenzierungen forciert werden muss. "Insbesondere sollte sich der IT-Mittelstand auf Kroatisch, Slowenisch, Tschechisch und Ungarisch konzentrieren. In der Diskussion um die Expansion nach Osteuropa wird viel zu oft alleinig auf die Produktionsstätten Wert gelegt, während die eigentlichen Kunden und Lieferanten mit ihren spezifischen Anforderungen außer Acht gelassen werden", unterstreicht Weiss. Laut dem Fachmann werden die Chancen des österreichischen ERP-Mittelstands in Osteuropa zwar gesehen, jedoch noch häufig viel zu wenig genutzt. Obwohl selbst große Marktplayer wie Microsoft oder SAP unterschiedliche Sprachversionen voran treiben, hapere es bei der Entwicklung hierzulande noch bei eigenen Länderzertifizierungen.

"Keine Frage, in Österreich liegt noch ein großes ungenutztes Potenzial, dennoch ist in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren sehr viel passiert. Diese Umbrüche im ERP-Markt zeigen das rasante und kontinuierlich ansteigende Wachstum. Internationalisierungen der meisten, wie auch in unserem Unternehmen verdeutlichen, dass der Markt sehr sensibel auf den Ruf und die damit verbundene Weiterempfehlung durch betreute Kunden reagiert", erläutert Helmut Lexen, Geschäftsführer des ERP-Anbieters Pollex-LC Software, auf Nachfrage von pressetext. Der mittelständische Unternehmenslenker weist zudem darauf hin, dass die Betreuung der Kunden bei deren Expansionen ins Ausland der Schlüssel zum Erfolg ist. Ähnlicher Ansicht ist auch Peter Kotauczek, Gründer und CEO des Softwarespezialisten BEKO, da der Konkurrenz- und damit Kostendruck stark auf der gesamten Branche lastet.

"Österreich neigt wie bei der Verwaltung und Bürokratie auch in Sachen IT zur Liebe der Verkleinerungsform. So wäre es wünschenswert, wenn große Softwarehäuser entstünden, die den Mut haben zu expandieren", verdeutlicht der IT- und Softwarevisionär im Gespräch mit pressetext. Dem Fachmann zufolge läge das Problem der österreichischen IT-Branche im Kern in der "Flucht vor der Generalunternehmensbereitschaft der Anbieter". Auch wenn große Marktplayer wie die S&T im Bestreben größer zu werden aufgrund des Fachkräftemangels andere Unternehmen aufkaufen, sei dies ein Schritt in die richtige Richtung, meint Kotauczek. So sei die bereits im Bereich Forschung und Entwicklung in Wien und Innsbruck teilweise verwirklichte IT-Cluster-Bildung positiv zu bewerten, reiche aber noch längst nicht aus. Vielmehr müsse der IT-Industriegedanke in Österreich noch ein wenig reifen, so der BEKO-Chef abschließend. (pte)