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Hacker stehlen Software-Codes von Microsoft

27.10.2000
Hacker sind offensichtlich in das Computersystem von Microsoft eingebrochen und haben geheime Softwarecodes unter anderem von Windows und Office mitgehen lassen. Die Spur führt nach Russland.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die US-Bundespolizei FBI untersucht derzeit einen Hackereinbruch in das Computernetzwerk von Microsoft, bei dem Softwareblaupausen der populären Programme Windows und Office entwendet worden sein sollen. Das berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf eingeweihte Kreise. Vermutet wird, dass die Einbrecher bereits seit drei Monaten Zugriff auf geheime Microsoft-Daten hatten. Der Übergriff wurde am vergangenen Mittwoch von einem Sicherheitsbeamten des Softwareriesen gemeldet. Er entdeckte, dass Netzwerkpasswörter an eine externe E-Mail-Adresse in St. Petersburg, Russland, versendet wurden.

Experten erklären sich die Attacke auf die Gates-Company folgendermaßen: Die Einbrecher schickten E-Mails mit dem Hackerprogramm "QAZ Trojan", das im Juli erstmals in China auftauchte, an einen Microsoft-Mitarbeiter. Dieser installierte die als "Notepad" verkleidete Software aus Versehen. QAZ wiederum informierte die Absender über die erfolgreiche Installation des Programmes. Durch diese Hintertür erhielten die Hacker Zugriff auf den Computer des Microsoft-Mitarbeiters, platzierten wahrscheinlich weitere Anwendungen auf dem PC und erhielten zudem Zugang zu anderen Rechnern des Unternehmens. Mit einer anderen Lösung gelangten sie an die Passwörter der Microsoft-Angestellten, die automatisch nach Russland geschickt wurden. Die Einbrecher gaben sich anschließend als externe Mitarbeiter aus und nutzten die Passwörter zum Herunterladen von geheimen Unterlagen.

Das Motiv hinter dem Einbruch ist noch unklar, einige Stimmen vermuten jedoch "Daten-Kidnapping". Hacker könnten mit den geklauten Codes eine Erpressung des Softwareriesen planen. Weniger plausibel erscheint den Experten die Möglichkeit der Industriespionage. Auf jeden Fall ist die Attacke für Microsoft peinlich. Hacker haben sich von eh und je über die Sicherheitslücken in der Software der Redmonder lustig gemacht.