Bezahlen im virtuellen Raum

Hacker knacken Chipkarten-Code schon vor seiner Einführung

20.12.1996

Vergangene Woche haben sieben US-Finanzinstitute angekündigt, sie wollten die Mondex-Card einführen. Diese programmierbare Karte, die etwa wie die Telefonkarte einen eingetragenen Gegenwert besitzt, soll es den Anwendern ermöglichen, kleine Beträge via Internet zu begleichen. Sie stammt von der Mondex International Ltd. Liability Co., die im Juli dieses Jahres von 17 Organisationen gegründet wurde, darunter die Chase Manhattan Bank, Dean Witter Discover, First Chigaco, Michigan National Bank, Wells Fargo und Mastercard. Die Chipkarten werden derzeit in Neuseeland, Hongkong und Kanada benutzt.

Derweil haben Ross Anderson von der Universität Cambridge und Markus Kuhn, der in den Bell Communications Research Laboratories arbeitet, den Mondex-Code geknackt. Die beiden haben, um den "Dallas-Chip" zu entschlüsseln, eigenen Angaben zufolge "normale Hacker-Methoden" und ein 450 Dollar beziehungsweise 315 Dollar teures Equipment benutzt. Betroffen sind nicht nur die Mondex-Karten, sondern auch die der Sky Television und von ATM.

Dem Bezahlen von kleineren Beträgen via Internet widmen sich auch die New Yorker Firma Certco LLC, eine Gründung der Bankers Trust Co., und die Verisign Inc. Certco kündigte "Cyber Coin" an, dem ein Zahlungsschema zugrunde liegt, das öffentliche Schlüssel mit privaten kombiniert.

Verisign meldet neue Partner, die insgesamt etwa 30 Millionen Dollar in das Unternehmen investieren. Der Anbieter plant, seine Authentifizierungstechniken in die Produkte seiner Partnerfirmen, etwa Cisco Systems Inc., Comcast Corp., First Data Corp., Intuit Inc., Merril Lynch & Co., Microsoft Corp., Reuters und Softbank Ventures Inc. einzu- bauen.