Jahrestagung des Chaos Computer Club

Hacken ist nicht alles

28.12.2010

Mehr Netz-Lobbyisten gefordert

Der niederländische Hacker Rop Gonggrijp sieht gar einen "Krieg um die Privatsphäre", wenn es um Vorratsdatenspeicherung oder die Online-Durchsuchung von Computern geht: "Der Kampf geht weiter, wir haben ihn noch nicht verloren", sagte er in seiner - natürlich kämpferischen - Eröffnungsrede. Das sei in Deutschland aber allein dem Verfassungsgericht zu verdanken.

Alvar Freude sagte, es bringe nichts, auf die "Internet- Ausdrucker-und-wieder-Einscanner" zu schimpfen - eine Steigerung des beliebten Schimpfworts für Politiker, denen die Netzgemeinde wenig Ahnung vom Internet unterstellt. Die Aktiven müssten mehr für ihre Anliegen in der Politik kämpfen und dabei technisch komplexe Themen erklären. "Wir brauchen mehr Netz-Lobbyisten", sagte der Aktivist.

Auch andere Gruppen betrieben "massives Lobbying" - als Beispiel nannte Freude die Musikindustrie. Man muss wissen: Gerade die großen Labels gelten den Hackern als natürlicher Gegner. Freude träumt von einer Art "ADAC der Internetnutzer", also einer mächtigen und gut finanzierten Organisation.

Zumindest die Redner auf den Podien sehen allerdings Grenzen im Engagement. Der Niederländer Gonggrijp forderte die Hacker dazu auf, sich nicht an Angriffen auf Unternehmen wie Mastercard oder Amazon zu beteiligen, die der Enthüllungsplattform Wikileaks die Kooperation aufgekündigt haben. Das sei eine "Sache der Reife", so der Aktivist, der in der Szene unter anderem für seinen Einsatz gegen Wahlmaschinen bekannt ist.

Ob das jeder der 3000 bis 4000 Kongressbesucher so sieht? Auf dem vergangenen Kongress hatten einige Hacker Web-Plattformen geknackt, die vor allem von der rechten Szene frequentiert werden. Der Verein äußerte sich dazu nie öffentlich.