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Haben Intel und AMD aufs falsche Flash gesetzt?

07.03.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Seit Urzeiten liegen Intel und Advanced Micro Devices im Clinch. Allerdings gibt es einen großen Markt, in dem sie andere zu fürchten haben als nur sich selbst. Die beiden vor allem durch ihre Prozessoren für PCs und Server bekannten Firmen aus dem Silicon Valley verkaufen nämlich auch Flash-Speicher, auf dem portable Geräte ihre Daten speichern.

Spezialisiert sind Intel und AMD auf sogenanntes NOR-Flash (abgeleitet vom algebraischen Ausdruck "not or"), das vor allem in Mobiltelefonen verbaut wird. Was sie leider nicht produzieren, ist hingegen NAND-Flash ("not and"), das sich verstärkt in Digitalkameras und Audioplayern wie Apples "iPod shuffle" findet. Mit diesen Chips ist es Samsung aus Südkorea gelungen, sich auf Platz eins des weltweiten Flash-Markts zu schieben. Ein weiterer NAND-Spezialist ist daneben Toshiba, einer der Miterfinder von Flash-Speicher.

Zudem hat es den Anschein, als ob NAND allmählich auch den Handymarkt erobern würde - die Mobiltelefone bekommen zunehmend integrierte Kameras und Audioplayer. Auf der 3GSM World in Cannes letzten Monat sichteten Analysten denn auch schon immer mehr Geräte mit NAND-Speicherchips. IDC schätzt hier, dass der Anteil reiner NOR-Handys von 90 Prozent im Jahr 2004 bis 2008 auf unter 50 Prozent sacken wird.

"Der Wechsel vollzieht sich viel schneller als irgendjemand von uns im Markt erwartet hätte", kommentiert Zack Weisfeld, General Manager der US-Sparte des israelischen NAND-Lieferanten M-Systems Flash Disk Pionieers.

Nein, so schnell auch wieder nicht, betonen Manager von Intel und Spansion, dem 60:40-Flash-Joint-Venture von AMD und Fujitsu. "Es gibt eine signifikante Chance für weiteres NOR-Wachstum", erklärte etwa Spansions Marketing-Chef Tom Eby. "Das ist eine der wenigen Gelegenheiten, bei der wir mit unserem Hauptwettbewerber [Intel] übereinstimmen."

Trotzdem schauen beide NOR-Spezialisten dem Wandel nicht tatenlos zu. Spansion will einen Hybridchip namens ORNAND herausbringen, der Eigenschaften von NOR und NAND kombiniert. Und Intel hat auf seinem Developer Forum letzte Woche ebenfalls durchblicken lassen, es werde künftig NAND-basierte Speicherkarten anbieten (dabei blieb allerdings unklar, ob Intel diese selbst fertigen oder als OEM wiederverkaufen will). "NAND ist ein wichtiger Markt - wir wissen, dass wir den adressieren müssen", zitiert das "Wall Street Journal" Darin Billerbeck, General Manager von Intels Flash-Sparte. "Wir schauen uns jede mögliche Alternative an." (tc)