Laufbahnstrategien - wie man in den USA darüber denkt:

Haben Frauen Chancen in der EDV-Branche?

16.04.1982

NEW YORK, N. Y. (CW) - "Es gibt jede Menge offene Stellen in der Datenverarbeitung, und wenn die Frauen nur ein Viertel davon bekämen, so wäre das schon ein ganz schöner Erfolg." So faßte Connie Winkler, Computerjournalistin und Medienberaterin, auf der Gründungstagung des "Forum of Women in Information Processing (WIP)" in New York ihre Wünsche zusammen.

In einem Vortrag über Laufbahnstrategien für Frauen in der Datenverarbeitung begann Connie Winkler mit ihren eigenen Erfahrungen als DV-Fachkraft bei IBM. "Frauen, die im Management vorwärtskommen wollen, machen andere Erfahrungen als die Männer." In den 60er Jahren hätten Frauen mit Karriereabsichten bei IBM in der Regel als Systems Engineers angefangen, was aber in Wirklichkeit auf eine Gehilfenaufgabe hinausgelaufen sei.

"Alle Unternehmen stellen heraus, was sie alles für das Vorwärtskommen der Frauen tun, deren Weg aber bleibt steinig und mühsam", meinte die Computerjournalistin. Als positives Beispiel zitierte Frau Winkler den Fall der Ex-IBM-Systemingenieurin Jayne Cahill Pfeiffer, die Vorsitzende des Vorstands bei der National Broadcasting Corporation geworden war. Sie begann ihre Laufbahn als Systems Engineer bei IBM und arbeitete sich bis zum Vice President of Communications bei diesem Unternehmen hoch. Connie Winkler betonte aber, daß es bei IBM seit 1976 keine Frauen mehr auf einem Vice-President-Sessel gegeben habe. Sie riet allen Frauen, die in der Datenverarbeitung auf Jobs im Management aus sind, mit Frauen in vergleichbaren Positionen bei anderen Unternehmen Kontakt aufzunehmen und Vergleiche anzustellen. DV-Fachkräfte sollten Kolleginnen fragen, wie sie zu ihrem Job gekommen sind und welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben. Sie empfahl außerdem, sich nach dem Gehalt zu erkundigen, weil dessen Höhe Rückschlüsse zuläßt, ob man auf dem Markt richtig eingestuft wird.

Positiv vermerkte die Fachfrau eine Feststellung der National Science Foundation, wonach die herkömmlichen Beschäftigungsschranken fallen, wenn Engpässe bei qualifiziertem Fachpersonal bestehen. "Ich glaube, so war es in den 60er Jahren, und auch heute noch sind Fachkräfte stark gefragt", sagte sie. Sie warnte ihre Geschlechtsgenossinnen aber auch vor der sogenannten "Karriere-Zeitfalle". Viele Frauen kümmerten sich nicht weiter um ihre Laufbahnverbesserung, sondern fänden sich mit ihrem gegenwärtigen Arbeitsplatz ab. Sie würden dadurch leicht entmutigt und verlören ihre Laufbahnchancen aus den Augen. Als Schritt in die richtige Richtung hob Connie Winkler den Fall einer Frau hervor, die mit ihrem Job als Systems Engineer nicht zufrieden war. Dieser Frau gelang es immerhin, durch die richtigen Entschlüsse, daß ihr Gehalt innerhalb von drei Tagen von 18000 auf 26000 Dollar angehoben wurde.

Frauen müssen in derselben Position wesentlich mehr leisten als Männer, und sie haben dafür zu bezahlen, so lautet das Fazit der Computerfachfrau, trotzdem setzte sie als Schlußpunkt ihres Vortrags ein Zitat einer ehemaligen IBM-Mitarbeiterin: "Wenn man die richtigen Entschlüsse trifft, gewinnt man."

*Bob Johnson ist Mitglied des New York Bureau der COMPUTERWORLD.

Übersetzt aus der COMPUTERWORLD von Hans J. Hoelzgen, Böblingen.

Es gibt keine verläßlichen Untersuchungen

Auf ein Problem wies die Computerspezialistin besonders hin: Es gibt kaum verläßliche Untersuchungen über die Rolle der Frau in der Datenverarbeitung. "Das kommt scheinlich daher, daß das Thema nicht so ernst genommen wir", meinte sie, zitierte aber eine von Anita Cochran bei der AT&T durch geführte Untersuchung aus dem Jahr 1974. Wie in dieser Studie festgestellt wird, sind in der Datenverarbeitung 22 Prozent aller wissenschaftlichen einschließlich der ingenieurwissenschaftlichen Jobs Frauen besetzt. Das, in Verbindung mit der Zahl weiblicher Software genieure, macht nach Meinung von Connie Winkler die Frauen in Vereinigten Staaten zur größten "money-making group" in der Datenverarbeitung. Andererseits habe Studie ebenfalls gezeigt, daß die der Datenverarbeitung tätigen Frauen zum größten Teil in der Daten Fassung tätig sind, also am Locher oder einem anderen Eingabegerät sitzen, und daß 95 Prozent aller Manager Männer sind. Die Untersuchung habe auch ergeben, daß in Datenverarbeitung die Mitarbeiter besser verdienen .

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