Gute Lernergebnisse mit Online-Training

03.07.2003
Von Bettina Wirth
Aus aller Welt strömten Anwender auf die vierte Centra-Jahreskonferenz an die Ostküste. 600 Teilnehmer versammelten sich in Boston, um Erfahrungen auszutauschen, Kritik zu üben und neue E-Learning-Anwendungen kennenzulernen.

Unter dem Motto "Orchestrating your Business Success" drehte sich in Boston eine Woche lang alles um Wissen und Weiterbildung in Unternehmen und Organisationen. In zahlreichen Vorträgen berichteten Anwender von ihren Erfahrungen mit Centra-Produkten. Der Anbieter von Web-basierenden Plattformen für Echtzeit-Zusammenarbeit setzt auf die inzwischen ausgereiften Technologien Voice over IP und Video-Streaming - diese leicht handzuhabenden Techniken verschafften Centra weltweit bereits mehr als 1000 Kundenunternehmen.

Tatsächlich scheinen Themen wie E-Learning und virtuelle Zusammenarbeit in der Wirklichkeit angekommen zu sein. Das legen die durchweg positiven Erfahrungen der 600 Referenten und Teilnehmer der Centra-User-Konferenz in Boston nahe. Sei es die US-amerikanische Schulbehörde von Las Vegas, Nevada, die im virtuellen Klassenzimmer Englischkurse für 15-jährige Highschool-Schüler gibt oder die Deutsche Telekom, die 15000 Service-Mitarbeitern in wenigen Wochen beibringt, wie man auf einem heimischen Kunden-PC eine DSL-Verbindung einrichtet - ohne Online-Schulungen geht es offenbar nicht.

Dass sich mittels E-Learning viel Geld einsparen lässt, gilt allerdings als Gerücht aus den Anfangstagen der Netzschulungen. Werner Jäger, E-Learning-Verantwortlicher im Trainingscenter der Deutschen Telekom in Frankfurt am Main betont, dass sich lediglich die Reisekosten vermindern lassen. Da jedoch neue Ausgaben an anderer Stelle anfallen, sei E-Learning keinesfalls billiger als traditionelle Lernformen wie etwa Präsenztrainings. Doch darum geht es Jäger auch nicht.

Blended Learning - also die Kombination verschiedener Schulungsarten - bringe den größten Erfolg. So schult die Telekom ihre Mitarbeitern ebenso im klassischen Präsenzunterricht wie in Computer-based Trainings und im virtuellen Klassenzimmer. Im vergangenen Jahr stand das Trainingszentrum der Telekom vor der Aufgabe, innerhalb von sechs Monaten 15000 Service-Mitarbeiter auf das DSL-Produktpaket vorzubereiten und in der Installation von Netzwerkkarten zu schulen. Die Service-Crew lernte, den Kunden-PC fit für den schnellen Internet-Zugang zu machen.

Telekom will 12000 Vertriebler schulen

Im laufenden Jahr ist wiederum vorgesehen, 12000 Vertriebsangehörige mit Telefontrainings zu versorgen. Um diese Größenordnungen bewältigen zu können, beschäftigt die Telekom rund 100 eigene Trainer und verstärkt sich darüber hinaus durch externe Fachleute. Trotz der Vielzahl der zu schulenden Mitarbeiter gewährt das Unternehmen den Lernenden die für den Erfolg nötige Muße: So wurden in den verschiedenen Firmenstandorten eigens Lernräume eingerichtet, in denen nur wenige PCs stehen. An diesen - echten Arbeitsplätzen nachempfundenen Workstations - kann sich der Mitarbeiter ungestört von Telefon und täglichen Pflichten konzentriert weiterbilden. Ein Konzept, dem die Juroren des IT-Trainingskongresses im November letzten Jahres den dritten Preis zuerkannten.

Den Online-Lehrern am Nevada School District kommt es nicht darauf an, möglichst viele Schüler zu erreichen, sie wollen vor allem unabhängig von Ort und Stundenplänen ihren Unterricht anbieten. Das amerikanische Kurssystem erschwert es Schülern, Wahl- und Pflichtfächer in einem Semester zu koordinieren. Deshalb bietet Marilyn Parker ihren Englischunterricht abends um acht via Voice over IP an. Auch den ungeliebten Pflichtkurs "Gesundheit" verlegen die Schüler gern von der offiziellen Schulzeit auf den Nachmittag. Die Erfahrungen der Schulbehörde sind positiv: Knapp 90 Prozent der Online-Schüler absolvieren den jeweiligen Kurs erfolgreich. Mit klassischem Unterricht kommen gerade einmal 45 Prozent durch das Semester.