Gute Forschung allein reicht nicht

12.11.2004
Von Hans-Jörg Bullinger

Vor einer Gefährdung des Ingenieursstandorts Deutschland warnte jüngst auch Prof. August-Wilhelm Scheer, IDS-Geschäftsführer und Beiratsmitglied der Fraunhofer-IuK-Gruppe, in einem Interview: Trotz der starken deutschen Marktposition im Maschinenbau sei insbesondere bei der Produktentwicklung die Abhängigkeit von ausländischen Softwareherstellern bedenklich. Die angewandte Forschung hat diesen Bedarf erkannt und arbeitet an neuen IuK-Lösungen, damit das Versprechen der "digitalen Fabrik" gegenüber der Industrie eingelöst werden kann.

Auch die Qualifikation des deutschen IT-Nachwuchses wird immer wieder in Frage gestellt. Der weiter bestehende Bedarf an deutschen Fachleuten und die negativen Erfahrungen deutscher Unternehmen im Ausland belegen aber genau das Gegenteil: In Indien beispielsweise erfüllt nur einer von 20 Hochschulabsolventen die Voraussetzungen, die er hierzulande beim Berufseinstieg erfüllen müsste. So sollte man in der Debatte über "Offshoring" die Bildung wohl eher als "Exportschlager" begreifen. In jedem Fall sind Aus- und Weiterbildung in Deutschland Stärken, die es zu untermauern gilt.

Chancen für den Nachwuchs

Nachwuchswissenschaftler haben beispielsweise bei Fraunhofer die Möglichkeit, über ein eigenes Spin-off marktfähige Ideen in die Tat umzusetzen. Dies sind Chancen, die dem "Brain Drain", dem aggressiven Abwerben kluger Köpfe durch andere Nationen, wirklich etwas entgegensetzen können. Dadurch, dass Wissenschaftler dabei auch zu Unternehmern werden, schließt sich eine Kette, die mit einer technischen Vision beginnt und über die Forschung bis hin zur Vermarktung führt. Auch hier lohnt ein Blick in die USA: Nachdem die Zahl der Studenten im Bereich Informatik seit einiger Zeit rapide zurückgeht, hat nun das National Science Board davor gewarnt, die USA stünden unmittelbar davor, ihre führende Stellung im IT-Bereich zu verlieren. Umfragen zeigen, dass Arbeitsmarktsorgen dabei ein wichtiger Faktor sind.