Gute Forschung allein reicht nicht

12.11.2004
Von Hans-Jörg Bullinger

Wir sollten auch akzeptieren, dass ein deutscher Mittelständler nie über Massenfertigung und Preis mit einer armenischen Software-Schmiede konkurrieren kann, sehr wohl aber über Qualität und Innovationskraft. Auf Dauer behalten wir daher bei diesem Standortkampf nur mit marktfähigen Innovationen die Oberhand.

Was sind Ingenieurstugenden?

Was zeichnet daher deutsche IuK-Technologien aus? Wie kann die wissenschaftliche Community wichtige Kompetenzen stärken und schnell in den Markt bringen? Welche sind unsere Stärken, und wie können diese Stärken durch eine vorausschauende Forschung und Entwicklung weiter gestärkt werden? - Zum Beispiel durch die deutsche Ingenieurstradition. Bedauerlicherweise kommt diese aber in der Software-Entwicklung noch viel zu selten zum Tragen. Gezeigt hat sich dies wieder einmal an den Misserfolgen von IT-Projekten wie etwa der Autobahnmaut. Zwar mögen Fehler in der Softwareentwicklung unvermeidlich sein, aber mit derselben Fehlerquote wie bei handelsüblichen Softwaresystemen würden beispielsweise im Flugverkehr statistisch gesehen jeden Tag rund 14 Flugzeuge abstürzen.

Professioneller entwickeln

Weil Software eben nicht nur ein Programm ist, sondern ein Moving Target, ein kompletter Lebenszyklus, der ein solides Prozess-Management erfordert, von der ursprünglichen Idee bis zum Wartungsvertrag, müsste die Entwicklung von Software stärker als Engineering verstanden werden - als ingenieursmäßige Entwicklung. Auch Systeme, die von sich aus intelligent mit Softwarefehlern umgehen können, sind hier eine große Herausforderung. Die angewandte Forschung in Deutschland gehört auf diesem Gebiet weltweit zur Spitze. Eine Kompetenz, auf die alleine hierzulande 20000 Softwarehäuser stärker zurückgreifen könnten.