Ratgeber Datenqualität

Gute Daten - schlechte Daten

12.10.2011
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Wer kümmert sich um die Datenqualität?

In vielen Unternehmen herrscht Unsicherheit, wie Initiativen zur Sicherung der Datenqualität organisiert werden sollten. Einigkeit gibt es lediglich darüber, dass es nicht allein die Angelegenheit der IT-Abteilung sein kann, sich um die Daten zu kümmern. Rund 86 Prozent der von der COMPUTERWOCHE befragten Manager sehen die Fachabteilungen in der Pflicht, ihren Beitrag für eine bessere Datenqualität zu leisten, 41 Prozent verstehen deren Verantwortung sogar als sehr hoch.

Doch obwohl den Verantwortlichen klar ist, dass für eine bessere Datenqualität verschiedene Unternehmensbereiche zusammenarbeiten müssen, gibt es laut COMPUTERWOCHE-Umfrage nur in einem Drittel aller Firmen eine zentrale Stelle, die entsprechende Initiativen koordiniert. 17 Prozent der Befragten gaben an, eine Koordinierungsstelle zu planen, in fast der Hälfte aller Unternehmen existiert jedoch kein zentraler Drehpunkt für die Aktionen rund um eine bessere Datenqualität. Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Ansichten, wo eine solche Position angesiedelt sein sollte. 44 Prozent der interviewten Manager meinen, ein Data Quality Competence Center müsse in der IT-Abteilung verankert sein, knapp 53 Prozent der Unternehmen, die ihre Vorhaben rund um die Datenqualität bereits zentral organisieren, tun dies aber auf Ebene der Fachabteilungen.

Barc empfiehlt, dass die Fachabteilungen die Verantwortung für die Datenqualität übernehmen. Nur fachlich versierte Mitarbeiter könnten inhaltliche Datenqualität beurteilen. Eine Verlagerung auf die IT-Abteilung sei grundsätzlich zu hinterfragen. Wie unsicher die Anwender in dieser Frage sind, zeigt die Barc-Analyse: In 56 Prozent aller Unternehmen liegt die Verantwortung in der "Zusammenarbeit zwischen Fach- und IT-Abteilung". 15 Prozent weisen die Verantwortung entweder der IT zu, 27 Prozent den Business Units. Die Barc-Experten gehen davon aus, dass im Zuge der von vielen Unternehmen forcierten IT- und fachabteilungsübergreifenden Business-Intelligence-Kompetenzzentren auch Initiativen für eine Verbesserung der Datenqualität profitieren werden. Gerade bei diesem Thema könne nur ein Zusammenwirken von technischen und fachlichen Verantwortlichen und Methoden erfolgreich sein.

Datenqualität lässt sich nicht allein mit technischen Mitteln durchsetzen, sagen auch die Fraunhofer-Experten. Im gesamten Unternehmen müsse der Wert von hochwertigen Informationen klar vermittelt und eine Datenkultur etabliert werden. Das erfordere die Unterstützung des Managements. Viele US-Unternehmen hätten mittlerweile die Rolle des Data Steward definiert. Er sei für die Einhaltung von entsprechenden Richtlinien verantwortlich. Dazu brauche er neben technischem Verständnis auch ein gewisses Durchsetzungsvermögen.

Fazit: Den Unternehmen ist klar, dass neben der IT auch die Fachabteilungen ihren Beitrag für eine bessere Datenqualität im Unternehmen leisten müssen. Da jedoch verschiedene Abteilungen zu koordinieren sind, sollten Datenaktionen zentral organisiert werden.

Müll rein - Müll raus

Längst hat sich das Thema Business Intelligence über das reine Reporting hinaus weiterentwickelt. Predictive Analytics heißt der Trend, von dem man sich in den Vorstandsetagen eine bessere Grundlage für künftige Geschäftsentscheidungen erhofft. Doch valide Business-Prognosen sind ohne solide Datenbasis nicht machbar. "Denn nur aus hochwertigen Daten lassen sich auch hochwertige Ergebnisse erzielen", sagt Jochen Kokemüller vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). Fütterten die Anwender ihre BI-Systeme mit Müll, bekämen sie auch wieder Müll heraus.