Honeywell-Bull im rauhen Konjunkturwind:

. . . gut behauptet

25.04.1975

HANNOVER - Gedämpft optimistisch beurteilt Dr. Jürg Tschirren, Geschäftsführer der Honeywell Bull GmbH, die Entwicklung auf dem Computermarkt im Jahre 1975. Wie Dr. Tschirren vor der Presse in Hannover erklärte, deuten viele Anzeichen darauf hin, daß die Belebungsmaßnahmen des Staates bis zum Computerbereich durchschlagen werden.

Einschränkend bemerkte Dr. Tschirren: "Es steht jedoch fest, daß die in den Jahren der Hochkonjunktur vorhergesagte Unverletzlichkeit der Computerbranche sich nicht oder zumindest noch nicht bewahrheitet."

Die Compagnie Honeywell Bull (CHB), Paris, zu der die Honeywell Bull GmbH zu 100 Prozent gehört, verzeichnete im Jahr 1974 eine Umsatzsteigerung von 11 Prozent (533,8 gegenüber 480,9 Millionen Dollar im Jahr 1973) Der konsolidierte Jahresüberschuß stieg 1974 auf 25,3 Millionen Dollar an, was einer Zunahme von 43,8 Prozent gegenüber 1973 entspricht. Das Verhältnis von Cash Flow zu Umsatz betrug laut Dr. Tschirren 20,7 Prozent, die Umsatzrendite 4,7 Prozent.

Tschirren betonte, daß CHB mit diesen Resultaten, die unter schwierigen gesamtwirtschaftlichen Bedingungen erzielt wurden, sehr zufrieden sei.

Die Honeywell Bull GmbH erzielte 1974 einen Umsatz von über 300 Millionen Mark, das sind rund 20 Prozent des CHB-Umsatzes. Der Netto-Auftragszugang stieg gegenüber dem Vorjahr um 53,5 Prozant. Tschirren: "Wir stehen damit im deutschen Markt ausgezeichnet da." Zu diesem in der Branche atypischen Resultat trug laut Tschirren die zur Hannover Messe 1974 erfolgte Ankündigung der Serie 60 entscheidend bei.

Berücksichtigt man jadoch, daß 1973 bei Honeywell Bull ein Jahr mit unterdurchschnittlichem Auftragseingang war, dann dürfte das Plus "nur" bei etwa 20 Prozent liegen. HB hat heute 160 Systeme der Serie 60 unter Vertrag, mehr als ein Drittel des Netto-Abschlußwertes wurden mit dem Großsystem 66 erzielt.

Dr. Tschirren hob hervor, daß Honeywell Bull im RZ-Service-Markt, besonders im Timesharing-Geschäft, mit 40 Prozent Anteil Marktführer sei.

1974 sei die Zahl der TS-Stützpunkte auf 7 erhöht worden.

Zur Stellung von Honeywell Bull im Markt nannte Dr. Tschirren folgende Zahlen: 1588 installierte Zentraleinheiten in allen Bereichen der Wirtschaft, 10,7 Prozent Marktanteil in bezug auf die Installationszahl und 6,5 Prozent gemessen am Wert des Maschinenparks (nach Diebold-Statistik vom 1. Juli 1974).

Mengenmäßig liege damit Honeywell Bull an zweiter Stelle im deutschen EDV-Markt. Die Marketing-Ziele des Unternehmens erläuterte der Generalbevollmächtigte und Vertriebsdirektor Dr. Bindels. Angesichts der Wandlung des Computer-Marktes vom Verkäufer-Markt zum ausgeprägten Käufer-Markt sei es nicht mehr vertretbar, so Dr. Bindels, den Verkauf nach Computer-Klassen und Größenordnung der Unternehmungen zu planen. "Wenn wir sagen, daß wir die bessere Lösung haben, dann ist damit nicht jede Applikation für alle Computer-Klassen gemeint, wir sind schließlich auch keine Hexenmeister." Honeywell Bull wolle aber für bestimmte Zielgruppen, die Dr. Bindels als eine Anzahl von potentiellen EDV-Benutzern mit homogenen Anwenderbedürfnissen definierte, ausgereifte Lösungen anbieten. Zur Entwicklung im Jahre 1975 erklärte Dr. Bindels: "Wir wollen die Marktfürhrerschaft in ganz bestimmten Segmenten wie zum Beispiel dem Elektrogroßhandel."