Energieeffizienz im Rechenzentrum

Grüner Rat hat Konjunktur

11.09.2008
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Lockvogelangebote der Hersteller

Stephan Kaiser, Analyst beim Marktforschungsunternehmen Pierre Audoin Consultants.
Stephan Kaiser, Analyst beim Marktforschungsunternehmen Pierre Audoin Consultants.
Foto: PAC

Diese Beratungsleistung kostet selbstverständlich Geld. Die Investitionen lohnen also nur, wenn am Ende deutliche Kosteneinsparungen herauskommen. In kleineren Projekten lässt sich der Einsatz spezialisierter Consultants daher kaum rechtfertigen, zumal es Beratungsleistungen oft als Zugabe der klassischen IT-Hersteller umsonst gibt. Die sind selbstverständlich nicht unabhängig. Speziell die Hardwareanbieter haben ein essenzielles Interesse, ihre Rechner an den Mann zu bringen: "Profunde Consulting-Leistungen müssen natürlich auch hier bezahlt werden, aber es gibt durchaus ein Grundrauschen an Beratungsservices, die Hardwarehersteller als Vertriebsleistung gleich mitliefern", weiß Kaiser.

Soll etwa eine traditionelle x86-Infrastruktur durch Blades ersetzt werden, liegt man mit den meist kostenlosen Ratschlägen zur verbesserten Energiebilanz der Hardwareanbieter schon ganz richtig. Und auch zum Thema Virtualisierung gäbe es sowohl vom Hardwarelieferanten als auch von VMware, Marktführer für Virtualisierungssoftware, ergänzende Consulting-Leistungen in Sachen Energieeffizienz. Darüber hinaus bieten große Hersteller wie IBM, HP und Fujitsu-Siemens Computers auch integrierte Beratungsleistungen von Hardwareauswahl, Virtualisierungs- und Betriebskonzepten bis hin zu RZ-Planung und Optimierung an. Diese Consulting-Leistungen zielen auf den Einsatz eigener Produkte, sind aber dennoch kostenpflichtig, denn der Aufwand ist in derart umfassenden Projekten erheblich.

Start auf der grünen Wiese ist selten

Das fällige Beratungshonorar, so das Versprechen der Anbieter, amortisiere sich angesichts der zu erwartenden Einsparungen an Energiekosten schnell. "Mit einer entsprechenden Planung, die alle Energiefragen ganzheitlich ins Kalkül zieht, rechnet sich die Investition meist schon nach ein bis eineinhalb Jahren", behauptet Klaus Rumsauer, Director Server & Storage Deutschland bei HP. Würden alle Aspekte berücksichtigt - etwa energiesparende Komponenten, Konsolidierung und Virtualisierung von Server- und Speichersysteme auf Energieeffizienz ausgelegte Betriebs- und Klimatisierungskonzepte - seien Energieeinsparungen von mehr als 50 Prozent möglich.

Angesichts dieser optimistischen Prognosen rät allerdings Hans-Rüdiger Vogel, Fachmann für Energieeffizienz und Senior Consultant bei Logica, zur Vorsicht: "Oft basieren die Szenarien der Hardwarehersteller auf Installationen, die auf der grünen Wiese erstellt werden. Aber in jedem Rechenzentrum finden sich gewachsene Infrastrukturen, häufig mit 24/7-Betrieb, die man nicht auf einen Schlag ersetzen kann." Ein kompletter Neuanfang sei die absolute Ausnahme. Bezüglich der Modernisierung des vorhandenen Rechenzentrums rät er zu einer Einteilung in "zukunftsfähige" und "nicht zukunftsfähige" Segmente. "Wird ein Rechenzentrum in einzelne Abschnitte unterteilt, ist eine schrittweise Aufrüstung möglich. Jedes Segment lässt sich einzeln auf den neuesten Stand bringen - von Hardware bis Klimatisierung. Legacy-Systeme können ohne Einschränkung weiterbetrieben werden", schildert Vogel ein mögliches Vorgehen.