Gründer: Beim zweiten Mal wird alles besser

12.04.2005
Von Syra Thiel

Der Vorteil für den Benutzer besteht darin, dass die Informationen in übersichtliche Zusammenhänge gestellt werden - eine Arbeitserleichterung, die insbesondere Forschungs- und Entwicklungsabteilungen schätzen. "Durch unser damaliges Scheitern habe ich verinnerlicht, dass der Wert eines Unternehmens langfristig durch die Hochwertigkeit des Produkts oder der Dienstleistung bestimmt wird. Darum setzen wir alles daran, für den IQser Alleinstellungsmerkmale zu generieren." Das bedeutete eine Forschungs- und Entwicklungsphase von über zwei Jahren. In dieser Zeit hielten sich die Gründer finanziell vor allem durch ihre Nebenjobs über Wasser. Seit Oktober 2004 leistet sich IQser einen operativen Vertrieb und wächst beständig.

Zweitstarter steigern den Umsatz schneller und schaffen mehr Arbeitsplätze als Erstgründer - zu diesem Ergebnis kam eine Untersuchung der Boston Consulting Group. Der Befund dieser internationalen Studie stützt sich auf die Angaben von 73 besonders schnell wachsenden Unternehmen aus 18 europäischen Staaten, von denen ein Drittel von Wiederholungsgründern geführt wird. Auch die Studie "Restart - Eine zweite Chance für gescheiterte Unternehmer?" des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn bricht eine Lanze für ehemals gescheiterte Unternehmer.

Reinhard Munzel, IQser: "Beim ersten Mal gaben wir Geld für Sachen aus, die keinen Kunden interessierten."Deren Erfolgschancen entsprächen denen von Erstgründern. Die aus dem Scheitern erwachsenen Nachteile wie etwa verlorenes Geld gleichen Zweitstarter nach Auffassung der Bonner zumindest teilweise durch ihr Erfahrungswissen aus. Wiederholungsgründer erzielen ein signifikant höheres Einkommen als Erstgründer. Erst ab fünf oder mehr Gründungsversuchen schlägt dieser Befund in sein Gegenteil um.Zweite Gründung reicht zum Leben

Auch Reinhard Munzel kann erst von den Einnahmen aus seiner zweiten Gründung leben. Der Familienvater vermag damit mittlerweile sogar seine Kredite für das erste und zweite Geschäft zu tilgen. "Mit der Gründung eines Internet-Cafes", erinnert sich der Architekt an den ersten Versuch, "hatten wir uns als Mitzwanziger einen Traum erfüllt. Wir spielten alle gern an Computern und dachten 1998, dass so ein Lokal eine tolle Geschäftsidee ist." Da sich jedoch keiner in der persönlichen Verantwortung sah, wurden wichtige Entscheidungen eher beiläufig getroffen, große Beträge versickerten und wurden für Dinge ausgegeben, die keinen Kunden interessierten.

Als sich die Konkurrenz 2001 vervielfachte und die Preise verfielen, gaben die sieben Gründer auf. Der damals 28-jährige Munzel traf diese Entscheidung mit gemischten Gefühlen: "Einerseits war ich traurig. Ich hatte viel Herzblut investiert. Auf der anderen Seite war ich erleichtert, dass die Geldvernichtung endlich aufhörte."

Im Mai 2000 gründete er mit zwei Ex-Kommilitonen die Firma Archimedix. Da war er zwar noch im Internet-Cafe engagiert, wusste aber bereits, dass er beruflich in eine andere Richtung gehen würde. Als Experten für digitale Rekonstruktionen haben sich Munzel und seine Partner Marc Möller und Philipp Putschbach darauf spezialisiert, Wissen anschaulich zu vermitteln. Sie entwickeln unter anderem Terminalpräsentationen für Museen wie die für die Stadt Hanau zur römischen Geschichte oder auch 3-D-Präsentationen für Unternehmen wie die Allianz Lebensversicherungs AG. Munzel verliert die Kosten nicht mehr aus dem Blick. "Mit dem Internet-Cafe haben wir viel fremdes Geld verbrannt. Jetzt wollen wir allein über unsere Aufträge wachsen." Alte Unternehmertugenden