Green IT

Grün tut nicht nur dem Klima gut

11.07.2008
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.
Green IT ist nicht allein ein Anliegen der Klimaschützer. Die umweltschonende Datenverarbeitung ist angesichts ständig steigender Energiekosten eine ökonomische Notwendigkeit.
CW-TV: Was CIOs vom Thema "Green IT" halten.
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Jeder Blick auf die Preise an den Tankstellen zeigt: Energie ist ein kostbares Gut geworden. Die Preise für Öl springen von einem Rekordhoch zum nächsten und alle anderen Energiesorten folgen diesem Aufwärtstrend. Das belegt auch die Erhebung des Statistischen Bundesamts. Demnach haben sich die Strompreise für Unternehmenskunden von Anfang 2000 bis Anfang 2007 um mehr als 50 Prozent erhöht - von sieben Cent auf über zehn Cent pro KW/h.

Damit ist der Umweltschutz auch in der IT angekommen. Nicht nur wegen des Klimas - dieser Aspekt liegt zwar vielen Unternehmen und Rechenzentrumsleitern am Herzen. Er kann aber in einem gewinnorientierten Unternehmen nicht als einziger Maßstab dienen. Eine Erhebung der Marktforscher von Forrester Research ergab, dass 85 Prozent der befragten IT-Entscheider und -Einkäufer in Nordamerika und Europa Umweltfaktoren in ihrer IT-Planung berücksichtigen. Und bereits ein Viertel der Befragten hat Green IT in die Beschaffungsrichtlinien aufgenommen. Zwar gaben die Anwenderunternehmen gegenüber Forrester an, die Gründe dafür seien vor allem IT-Effizienz und Verantwortungsbewusstsein, doch dürften die befragten Manager vor allem mit Hilfe neuer Technologien die Kosten für den RZ-Betrieb senken wollen. Auch die Unternehmensberater von Frost & Sullivan zählen in ihrem Whitepaper "Das CIO Dilemma" vom Frühjahr 2008 Energieeffizienz zu den großen Herausforderungen, denen sich die Rechenzentren in naher Zukunft stellen müssen.

Nicht nur die Server brauchen Strom

Energie wird in der IT vor allem in zwei Bereichen verbraucht: In der Bereitstellung von Rechenleistung und beim Abführen der Wärme, die als Abfallprodukt der Rechenleistung entsteht. Als grobe Faustregel gilt: Jedes im Serverbetrieb verbrauchte Watt zieht den gleichen Energieaufwand für die Kühlung nach sich. Damit ergeben sich automatisch die beiden Ansatzpunkte für Green IT: Eine bessere Auslastung der Server und der Einsatz energiesparender Komponenten, etwa aus dem Notebook-Bereich. Hierbei sind vor allem die Blade-Server schon hoch entwickelt. Auf Grund ihrer kleinen Bauform nutzen Blades der oberen Preisklassen schon seit geraumer Zeit Prozessoren, die für den Einsatz in mobilen Endgeräten entwickelt wurden. Energiesparende Hardware kann nach Angaben verschiedener Hersteller die Leistungsaufnahme um bis zu 50 Prozent reduzieren. Dieser Weg zur grünen IT hat jedoch seinen Preis: Mobile-Technologien sind nach wie vor deutlich teurer als die Pendants aus der herkömmlichen Server-Welt. Der Mobile-Prozessor "Intel Core 2 Duo T5250" mit einer Taktrate von 1,5 GHz kostet im Fachhandel rund 80 Euro. Ein normaler Desktop-Prozessor des gleichen Anbieters mit vergleichbaren Leistungsdaten - beispielsweise der "Pentium DualCore E2140" - schlägt hingegen mit etwa 50 Euro zu Buche.

Ein anderer Weg, die Leistungsaufnahme der Server zu begrenzen, ist die Konsolidierung über Virtualisierung. In der Regel beläuft sich die Auslastung eines Standard-Servers auf rund 15 Prozent. Beträgt die Leistungsaufnahme dabei auf beispielsweise 400 Watt und steigt sie bei Volllast auf etwa 600 Watt, zeigt sich schnell das Sparpotenzial. Ohne weiteres lassen sich nämlich vier schwach ausgelastete Server auf einem virtuellen System zusammenführen. Statt 1600 Watt benötigt der immer noch nicht unter Volllast fahrende virtuelle Server weniger als 600 Watt. Zu den reduzierten Energiekosten summieren sich weitere Einsparungen, weil weniger Investitionen in Hardware, Administration und Kühlung erforderlich sind. Die Vorteile haben bereits viele Unternehmen erkannt. Laut Experton Group nutzen bereits 57 Prozent aller Unternehmen Server-Virtualisierung. Betrachtet man nur das Enterprise-Segment, sind es sogar schon über 70 Prozent.