Groupware-Produkt von Lotus soll Officevision ersetzen Fuer Deutsche Bank wird Notes zum Buerostandard

11.08.1995

MUENCHEN (qua) - Ausgedient haben demnaechst das Mainframe-basierte Buerokommunikationssystem "Officevision" sowie die heterogenen Buero- und Mail-Loesungen bei der Deutschen Bank AG, Eschborn. Deutschlands groesster Finanzdienstleister ist im Begriff, seine Kommunikations- und Informationssysteme voellig neu zu gestalten - auf der Basis des Groupware-Systems "Lotus Notes".

Vom Officevision-Anbieter und neuen Lotus-Eigner IBM Deutschland Informationssysteme GmbH, Stuttgart, erwarb die Grossbank kuerzlich 30000 Notes-Lizenzen - mit einer Option auf Kopien fuer weitere 20000 Arbeitsplaetze. Insgesamt wird der Konzern rund 3000 Notes- Server installieren. Peter Gerard, als Generalbevollmaechtigter der Deutschen Bank fuer die Koordination aller Informationssysteme zustaendig, bezeichnet die Lotus-Software als "strategische Produktplattform", zu der kuenftig alle Mitarbeiter Zugang haben sollen. Eigenen Angaben zufolge will Gerard, indem er Notes einfuehrt, fuer den gesamten Konzern eine weltweit durchgaengige, aber an lokale Anforderungen anpassbare Applikationsbasis schaffen. Zu den Anwendungen, die darauf aufbauen sollen, zaehlten Systeme fuer die interne und externe Kommunikation, die Verbindung zwischen den eigenen Internet-Diensten und der Unternehmenskommunikation, die Integration von Telefon, Fax, Telex und digitalem Mobilfunk sowie die Information der Mitarbeiter - beispielsweise mit Rundschreiben, Dokumentationen und Konditionen.

Die Arbeitsablaeufe in den Bueros der Deutschen Bank werden kuenftig ebenfalls von Notes-basierter Software gesteuert.

Als Beispiele fuer den Einsatz solcher Workflow-Anwendungen nennt Gerard die Kreditbearbeitung ueber mehrere Kompetenzebenen hinweg, das Dokumenten-Management, die Handhabung internationaler Projekte, das gleichzeitige Bearbeiten eines Schriftstuecks von unterschiedlichen Orten aus sowie Videokonferenzen und Remote- Unterstuetzung fuer Kundenberater.

Ausserdem wird die Middleware Teil einer neuen Basisinfrastruktur ("Neue Operative Systeme") fuer die deutschen Filialen und Geschaeftsstellen des Finanzdienstleisters. Ob und inwieweit die Deutsche Bank spaeter auch ihren Kunden den direkten Zugriff auf ihre Notes-Server ermoeglichen wird, ist noch nicht entschieden.

Last, but not least soll Notes als Integrationsplattform dienen - in zweifacher Hinsicht: Den Anwendern in den Bueros und Niederlassungen des Bankkonzerns beschert die Groupware einen einheitlichen und in die Bueroanwendungen integrierten E-Mail- Zugang sowie die Verfuegbarkeit aller aufgabenrelevanten Daten vom Arbeitsplatz aus.

Fuer die Entwickler bedeutet das Lotus-Produkt ausserdem eine Moeglichkeit, unterschiedliche Desktop-Betriebssyteme miteinander zu integrieren. Das Client-Server-Konzept fuer das Filialbankgeschaeft wird zwar durchgaengig auf OS/2 implementiert. Doch will Gerard die IBM-Software keineswegs zur "politischen Zielrichtung" erklaeren. "Ich moechte mir die Option offenhalten, fuer jeden Bereich das beste Betriebssystem auswaehlen zu koennen", erlaeutert der IS-Manager und ergaenzt: "Was heisst schon strategisch in einem Markt, wo die Systeme im Grunde genommen alle sechs Monate neu zu bewerten sind?"

Laut Gerard umfasst der mit IBM geschlossene Vertrag lediglich die Softwarelizenzen, waehrend die erforderlichen Serviceleistungen nach wie vor direkt von der Lotus Development Corp., Cambridge, Massachusetts, bezogen wuerden. Wie der Prokurist ausfuehrt, fiel die Entscheidung fuer die Einfuehrung von Notes etwa ein Jahr, bevor die IBM ihre Akquisitionsabsichten bekanntgab. Mit der "jetzigen Konstellation" koenne er leben.