Großreinemachen mit dem eisernen Besen

26.07.2001

Im ersten Quartal kehrten die neuen IMH-Chefs dann mit eisernem Besen. Was wochenlang unter dem Begriff Portfoliobereinigung lief, kam einem Ausmisten großen Stils gleich.

Zunächst wurde den größten Verlustbringern der Geldhahn zugedreht. Auf der Abschussliste stand im Januar die defizitäre Internet-Tochter Blue Orbit, an der IMH mit 54 Prozent beteiligt war. Nachdem die E-Services-Agentur im vierten Quartal 2000 mit ihren IPO-Plänen ins Straucheln geraten war, verweigerten die Münchner ihrem einstigen Hoffnungsträger weitere Kapitalspritzen.

Die Folge: Die Internet-Company musste im Januar Insolvenz beantragen. "Das Geschäftskonzept von Blue Orbit wäre mittelfristig nicht werthaltig gewesen", begründet der neue IMH-Vorstand Richard Ramsauer den Rückzug.

Das vom neuen Management ausgegebene Motto "No Value, no Cash" bedeutet auch für weitere Beteiligungen das Aus. Den Gründern von Beauty-Spy beispielsweise, einem Online-Kosmetikanbieter, gelang es ebenfalls nicht, die Anschlussfinanzierung zu sichern. Genauso wie die Betreiber des Online-Shopping-Portals City-24 mussten sie Anfang des Jahres den Gang zum Insolvenzverwalter antreten.

Neben dem gestoppten Kapitalabfluss in fragwürdige Investments wurde durch den Verkauf einzelner Beteiligungen Geld in die klamme Firmenkasse von IMH gelenkt. So schlüpfte der Internet-Spiele-Anbieter Toyzone im ersten Quartal unter das Dach der Metro-Gruppe (Primus Online). Die Anteile an der Content Verlag New Media GmbH (49 Prozent) gingen an den Süddeutschen Verlag .

Der Erfolg dieser Aktionen hält sich allerdings in Grenzen: In den ersten drei Monaten dieses Geschäftsjahres brachte es die Münchner IMH-Holding durch den Verkauf von Beteiligungen auf nur eine Million Euro Umsatz - 58 Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahresquartal. Der Fehlbetrag lag im gleichen Zeitraum bei 1,1 Millionen Euro.

Um Kosten zu sparen, machte IMH vor kurzem auch ihre Tochtergesellschaft in Hongkong dicht. Dieses zuletzt noch von Ex-IMH-Vorstandschef Hoffmann betreute Projekt war ursprünglich als Brückenkopf für eine Asienoffensive gedacht. Doch der Plan, in Fernost einen Internet-Fonds aufzulegen, scheiterte.

Der Traum von der global agierenden Beteiligungsgesellschaft ist für die Münchner mittlerweile auch in Übersee geplatzt. Zadu Inc. und Internet Cool Guide Hol. Inc., zwei US-Firmen, in die IMH investiert hatte, machten vor kurzem ebenfalls Pleite. Und auch die noch verbleibenden IMH-Beteiligungen, etwa die Suchmaschine Bellnet oder die Internet-Model-Agentur Metrodream, locken schon lange keine Investoren mehr hinter dem Ofen hervor. Im Fokus zukünftiger Investments sollen laut Ramsauer nur mehr Firmen im deutschsprachigen Raum stehen.