Großrechner oder die Monster im Keller

15.07.2002
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Trübe Aussichten: Schon relativ kurzfristig könnten sich deutsche Unternehmen mit der bedrohlichen Situation konfrontiert sehen, dass sie nicht einmal mehr "Rentner auftreiben können, die sich mit Großrechnern auskennen", wie der IT-Verantwortliche des Flughafens Münchens, Michael Zaddack, ein wenig maliziös sagt. München II schaltet gerade das letzte BS/2000-Fossil ab, alle wesentlichen Anwendungen laufen ohnehin auf Unix-Systemen. Insofern haben die Leute vom Franz-Josef-Strauß-Airport ein gravierendes Problem nicht. Dieses dürfte sich anderswo noch kräftig auswachsen. Meint Zaddack: "Etwas zynisch gesprochen, irgendwann gibt es die Rentner mit dem Großrechner-Know-how ja auch nicht mehr." Und dann hilft vielleicht wirklich nur noch beten.

Nicht normal Bei Alegri ist normal, was man sonst in den IT-Zentralen Deutschlands wohl als absurdes Theater bezeichnen würde: "Die 28 Mitarbeiter sind im Schnitt 54 Jahre alt, der älteste ist 63", sagt Geschäftsführer Andreas Emhart. Alegris Oldies but Goldies verdienen richtig gut: "Wir zahlen im Schnitt 20 Prozent mehr als ein Mitarbeiter in vergleichbarer Position sonst verdienen würde. Unsere Spitzenleute, die auch eine entsprechende Ausbildung etwa bei IBM hatten, bekommen Gehälter zwischen 92.000 und 115.000 Euro im Jahr", sagt Emhart. Er spreche übrigens nicht von Projektleitern, sondern "nur" von Systemleuten. Kleine Einschränkung von Emhart: "Ja klar, gut müssen sie schon sein." Hosties haben mehr Geld Dass Informatiker mit Mainframe-Kenntnissen in der Regel besser verdienen als solche, die sich auf die Unix- und Windows-Welten konzentrieren, zeigt eine vom Juni 2001. Unter dem Titel "MVS wieder gefragt" hatte Gulp Information Services die Situation am Markt für IT-Projekte untersucht und dabei insbesondere die Perspektiven für die Betriebssysteme MVS beziehungsweise OS/390 im Vergleich zu Unix und Windows NT geprüft. Dabei recherchierten die IT-Projektgeschäft-Dienstleister auch die durchschnittlichen Stundensätze von MVS-, Unix- und Windows-NT-Spezialisten: Die Großrechnerexperten verdienten danach im vergangenen Sommer durchschnittlich 155, ihre Unix-Kollegen 147 Mark pro Stunde. Die NT-Fachleute wurden mit 133 Mark um glatte 14 Prozent schlechter bezahlt als die Hosties. Der Marktwert von Mainframe-Spezialisten ist allem "Aberglauben" zum Trotz also ungebrochen. Ihre Verdienstmöglichkeiten liegen teilweise weit über denen von Unix- und Windows-Fachleuten.