Großrechner oder die Monster im Keller

15.07.2002
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Das wahre Evangelium

Bei DHL ist dieses Problem erkannt, aber keineswegs völlig gebannt - obwohl der Logistiker heute nur noch Unix-Server einsetzt. "Wir haben zwar mittlerweile nur noch Unix-Systeme, aber die Anwendungen, die auf diesen Servern im Emulationsmodus laufen, stammen teilweise noch aus der Zeit, als wir Großrechner benutzten", erklärt IT-Mann Barysch.

Die Applikationen basieren auf RPG. Für den Listgenerator noch Leute zu finden "ist heute sehr schwer". DHL beschäftigt zwei langjährige Mitarbeiter, die sich mit RPG auskennen. Unter anderem hatte DHL vom Arbeitsamt einen arbeitslosen Programmierer angeheuert, der sich in die Thematik gut einarbeitete.

An den deutschen Hochschulen aber verkommen Großrechner eher zum Unwort. Professor Wilhelm Spruth, der Lehraufträge an den Universitäten unter anderem in Leipzig und Tübingen hat, ist, wie er selbst im Gespräch sagt, "auf einem Kreuzzug, um das wahre Evangelium zu lehren". Er hält mit seiner Kritik an der Vernachlässigung der Mainframe-Thematik in den Lehrplänen der Hochschulen nicht hinter dem Berg. Die Studenten treffe keine Schuld: "Die sind ja zum Glück sehr neugierig und wissbegierig. Und da sie etwa von einem Betriebssystem OS/390 noch nie was gehört haben, gehen sie auch ohne Vorurteile an Großrechnerfragestellungen ran. Das finden sie richtig gut und interessant." Die Crux liegt, sagt Spruth, eher bei der Professorenschaft. Die führten Studenten wegen der herrschenden Vorurteile über die rückwärtsgewandte Technologie von Mainframes gar nicht mehr an dieses Thema heran. "Das ist aber alles Aberglaube", wettert der streitbare Hochschullehrer.