Grossindustrie und Vater Staat sind wenig attraktive Arbeitgeber Junge Informatiker sehen ihre zukuenftigen Jobs im Mittelstand

04.02.1994

KIEDRICH (CW) - Junge DV-Spezialisten wollen mit mehr Eigeninitiative als die Berufsanfaenger vom letzten Jahr die Jobsuche angehen. Etwa drei Viertel der Universitaetsinformatiker und die Haelfte der Computerabsolventen von Fachhochschulen bezweifeln aber, dass ihre Ausbildungsstaette sie gut auf das Berufsleben vorbereite, so ein Ergebnis der juengsten Ploenzke- Umfrage unter angehenden Technikern und Betriebswirten.

Als Start ins Berufsleben bevorzugen die Absolventen das Training on the job und Trainee-Programme. Bei Informatikern spielt auch das Thema Selbstaendigkeit eine wichtige Rolle. Waehrend nur 3,8 Prozent der befragten Ingenieure sich mit diesem Gedanken anfreunden koennen, sind es bei den DV-Profis in spe immerhin 10,8 Prozent.

Sicherlich unter dem Eindruck der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist die Zahl derjenigen Informatiker gestiegen, fuer die die Groesse des zukuenftigen Arbeitgebers keine Rolle spielt, und zwar von 18 auf 22,5 Prozent. Die meisten Studenten - immerhin 76,5 Prozent (+16,5 Prozent gegenueber 1993) - wollen in Unternehmen mit 500 bis 5000 Mitarbeitern unterkommen.

Noch staerker als bei der letzten Befragung ist die Abneigung gegenueber der Grossindustrie ausgepraegt. Konnten sich 1993 noch 14 Prozent der befragten Junginformatiker vorstellen, bei Firmen wie Siemens zu arbeiten, sind es in diesem Jahr nur noch 9,8 Prozent.

Auch in bezug auf die bevorzugte Branche haben die Studiosi die Zeichen der Zeit erkannt. Ihre Vorliebe gilt den Finanzdienstleistern, also der Branche, der es zur Zeit am besten geht. Abgenommen hat das Interesse an Forschung und Lehre (-8,5 Prozent). Das geringste Interesse gilt dem oeffentlichen Dienst; nur drei Prozent der befragten Computerstudenten wuenschen eine Anstellung beim Staat.

Ausgesucht wird der potentielle Arbeitgeber nach den Moeglichkeiten, die er den Mitarbeitern im Rahmen von Weiterbildung anbietet, nach der Art des Fuehrungsstils und dem Betriebsklima, weniger jedoch nach den vorhandenen Sozialleistungen und Hochschulkontakten.

Ploenzke fuehrte die Erhebung bei 519 Besuchern des deutschen Absolventenkongresses in Koeln durch, zu dem nach Auswertung der Studie zwei Drittel Universitaetsstudierende und ein Drittel Fachhochschueler kamen. Die Autoren der Untersuchung schliessen daraus, dass Fachhochschueler weniger Orientierungsaufwand in die Erstanstellung investieren als ihre Kommilitonen von der Universitaet.