Grosser Beratungsauftrag fuer Sequent Hardwarehersteller entwirft eine IT-Architektur fuer Xerox

13.01.1995

FRAMINGHAM (IDG) - Ungewoehnliche Wege geht die Xerox Corp.: Nachdem das Unternehmen seine Datenverarbeitung fuer zunaechst zehn Jahre an EDS ausgelagert hatte (Vertragswert 4,1 Milliarden Dollar), uebertraegt die "Document Company" nun auch die Konzeption einer unternehmensweiten verteilten IT-Architektur an einen Externen. Die Wahl fiel nicht etwa auf ein renommiertes Beratungshaus, sondern auf Hardwarehersteller Sequent.

Dass Produktanbieter zu einer objektiven Beratung nicht faehig seien, haelt Xerox-Manager Larry Geisel fuer ein Vorurteil: "Wir haben geprueft, inwieweit die Sequent Computer Systems Inc. ihre Beratungs- und Servicesgruppe von den Hardwareverkaeufern trennt. Wir sind davon ueberzeugt, eine objektive Beratung zu bekommen."

Sequent hat unter anderem den Auftrag erhalten, ein konzernweites, verteiltes Drei-Ebenen-Konzept auf der Basis von Unix-Systemen zu entwerfen. Abgesehen vom Rechnungswesen, das weiterhin auf den ausgelagerten Mainframes im EDS-Rechenzentrum laufen soll, will Xerox saemtliche Applikationen in die neue DV-Welt uebertragen. Hier sollen anstelle von Mainframes grosse Datenbank-Server zum Einsatz kommen, die Parallelverarbeitung unterstuetzen. Den Migrationsplan wird ebenfalls Sequent entwerfen.

Die Beauftragung des Computerbauers hat in US-Anwenderkreisen die Frage aufgeworfen, wie produktneutral die Beratungsleistung eines IT-Anbieters sein koenne. "Ich glaube kaum, dass wir einen traditionellen Hardwarehersteller damit betraut haetten, uns bei der Entwicklung einer IT-Strategie zu unterstuetzen", zweifelt etwa Katherine Holland, IT-Chefin bei der Philadelphia Electric Company. "Dort wird man uns nicht die Unabhaengigkeit bieten koennen, die wir benoetigen." Beratungsleistungen wuerde ihre Company allenfalls auf Projektbasis von einem Hersteller annehmen.

"Mag sein, dass Sequent uns auch IT-Equipment verkauft", entgegnet Geisel, "aber wenn das geschieht, dann nicht als Ergebnis unseres Beratungsvertrags." Mit seiner optimistischen Einstellung steht der IT-Verantwortliche nicht alleine da. Steve McClellan, Outsourcing-Experte bei Merrill Lynch & Co., haelt Xerox fuer eine Company, die weiss, was sie tut:

"Man sollte ihnen Kredit geben - Xerox hat schon viele neue und innovative Sachen gemacht."

Outsourcer EDS gibt sich angesichts der neuen Rahmenbedingungen gelassen. Man habe den Deal mit Xerox niemals als Exklusivvereinbarung verstanden, EDS werde den Kunden beim Wechsel in die verteilte IT-Welt tatkraeftig unterstuetzen, erklaert ein Sprecher. Dennoch muss sich der Dienstleister damit abfinden, nicht der Architekt der verteilten Systemumgebung seines Grosskunden zu sein.

EDS wird weiterhin hauptsaechlich die langsam schrumpfende Mainframe-DV betreuen, das unternehmensweite Netz bereitstellen und den Helpdesk fuer alte und neue Systeme uebernehmen. Von Fall zu Fall kann die General-Motors-Tochter auch bei Client-Server- Entwicklungsprojekten mitbieten.