Grossauftrag fuer Sun Microsystems Schweizer Banken installieren gemeinsam neues Boersensystem

16.06.1995

MUENCHEN (pi) - Um dem im Aktienhandel regierenden Dreigestirn London, Paris und Frankfurt Paroli bieten zu koennen, haben sich Schweizer Banken zusammengetan und die "Elektronische Boerse Schweiz" (EBS) ins Leben gerufen. Diese soll bereits Mitte 1995 den traditionellen Praesenzhandel abloesen.

Die Institute versprechen sich von der elektronischen Ringboerse, den Aktienhandel bankuebergreifend koordinieren zu koennen. Das zentrale System fuer die EBS entwickelt und betreibt die Schweizer Effekten Boerse (SEB). Ueber Knoten in Zuerich, Genf und Basel werden die Mitgliedsbanken angeschlossen, die auch ein eigens entwickeltes Trading-System (TSX) von der SEB erhalten. Dies besteht aus einem Gateway-Rechner mit der EBS-Handelsapplikation, die auf Unix-Workstations zum Einsatz kommt.

Der Gateway-Rechner regelt den Zugriff zum EBS und dient als Bindeglied zwischen dem zentralen Boersensystem und den Netzwerken der Mitglieder. Das Trading-System verfuegt ueber eine publizierte Applikations-Schnittstelle, dem MAPI, ueber das sich weitere Applikationen integrieren lassen.

Server und Speicher redundant ausgelegt

53 von 55 beteiligten Ringbanken waehlten als IT-Plattformen fuer dieses Projekt Server und Workstations von Sun Microsystems. Als Beispiel fuehrt der Hardwarehersteller in einer Mitteilung die Zuericher Privatbank J. Vontobel & Co AG an, die sowohl Sparc- Server als auch -Stations von Sun geordert hatte. Diese Wahl lag nahe, weil sich Sun-Systeme bei der SEB bereits als Entwicklungsplattform fuer das Trading-System bewaehrt hatten.

Zur Erhoehung der Betriebssicherheit wurden Server und Speichersysteme redundant ausgelegt. Im EBS-Trading-System ist die transparente Spiegelung der Daten und die automatische Umschaltung von einem Server auf den andern vorgesehen. Die Haendler koennen also auch dann weiterarbeiten, wenn einmal ein Server oder ein Storage-Array ausfallen sollte.

Die erste Projektphase wurde bereits Mitte August 1994 mit der Installation eines Pilotsystems abgeschlossen. Dieses besteht aus einem Server, drei Haendler- und zwei Administrations- Arbeitsplaetzen, die zu einem Local Area Network (LAN) vernetzt sind. Bei der LAN-Verkabelung entschied man sich fuer eine sternfoermige Anordnung, um die Moeglichkeit zu haben, Fast Ethernet mit 100Mb/s einzusetzen. Danach wurden die Verbindung mit dem zentralen MVS-Host-System hergestellt, die erste Version der EBS- Trading-Software installiert und mit deren Einbindung in die Backoffice-Systeme begonnen. Gleichzeitig begannen die von der SEB angebotenen Schulungskurse fuer Haendler und Systemadministratoren.

Die zweite Projektphase begann im Oktober 1994 mit der Installation des EBS-Gateways und der zweiten Version der EBS- Trading-Software. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch ein zweiter Server installiert und die automatische Backup-Prozedur implementiert. Seit dem 24. Oktober letzten Jahres lief von seiten der EBS eine kontrollierte Simulation: Die Banken hatten in dieser Zeit die Gelegenheit, ihre eigenen Systeme und die Verbindungen zum Boersensystem zu testen.

Seit Dezember letzten Jahres laeuft nun die dritte Projektphase, in deren Mittelpunkt der Endausbau der Arbeitsplaetze steht. Jetzt werden die endgueltige Version der Trading-Software, das Betriebssystems Solaris sowie ein Sybase-Datenbanksystem installiert. Jeder Haendler verfuegt nun ueber eine Sparc-Station und kann an der Gesamtsimulation teilnehmen, in der ganze Handelstage mit saemtlichen Mitgliedern simuliert werden. Voraussichtlich im Juni 1995 wird die Umstellung des Gesamtsystems erfolgen.