Bildschirmtext: "Es gibt viel zu tun, warten wir's ab"

Großanwender bereiten sich in Ruhe auf Btx vor

25.02.1983

MÜNCHEN- Auch nach Bekanntgabe der lange erwarteten Btx-Gebühren durch die Bundespost ist die erhoffte Belebung des Btx-Geschäftes mit Hard- und Software nicht eingetreten, Ein Grund: Keiner weiß, wie die von IBM derzeit mit Hochdruck produzierte Software aussehen wird, so daß alle Btx-Anwendungen, die nicht nach modernen softwaretechnischen Gesichtspunkten weitestgehend neutral erstellt werden, am Tage X für die Mülltonne bestimmt sein könnten.

"Es gibt viel zu tun, warten wir's ab." Diese scheinbar widersprüchliche Empfehlung gibt der Kommunikationsberater Bete Icks, Dankerode, derzeit seinen Kunden im Hinblick auf Investitionen im Bildschirmtext. Die große Aufbruchstimmung stellt sich nicht ein. Das ergab auch eine Umfrage der COMPUTERWOCHE zur augenblicklichen Btx-Lage. Als weitere Gründe werden neben der offenen Softwarefrage noch Planungsunsicherheiten genannt, die, "im Gesamtwirtschaftlichen" liegen, ferner Schwierigkeiten, Btx-Anwendungen in den Betrieben auf breiter Basis abzustimmen. Immer noch seien die Kosten nicht gut genug kalkulierbar, der Nutzen nicht unmittelbar ersichtlich, wird den Planern entgegengehalten. So sieht es also in dem Bereich aus, für den Btx ein erster Schritt zur Datenverarbeitung sein würde: bei Erstanwendern oder auch in mittleren Unternehmen, die Online-Dialog-Anwendungen auf Btx stellen beziehungsweise Btx parallel installieren könnten.

Ganz, anders das Bild bei den Pionieren im Markt. Hier hat ein Selektionsprozeß stattgefunden, der zwar einige "Leitziffern-Leichen" im Pilotsystem zurückließ, auf der anderen Seite aber bei den ganz Großen dazu geführt hat, weitere IBM-Jumbos zu installieren, wie etwa im Rechenzentrum Südwest in Stuttgart.

Großanwender wie die Datev in Nürnberg betrachten Bildschirmtext inzwischen als "wertvolle Ergänzung" ihres "bisherigen Datennetzes". Sie bereitet sich nach eigenen Aussagen "in aller Ruhe" auf den Anschluß ihrer Btx-Dezentrale in Nürnberg im Frühjahr 1984 vor.

Überall, wo "geschlossene Benutzergruppen" Dienstleistungen abrufen oder Außendienstmitarbeiter auf aktualisierte Datenbankbestände angewiesen sind, wird eifrig an der entsprechenden Software gestrickt, Mitarbeiterschulung beziehungsweise -umschulung betrieben. Neben den Banken, die Bildschirmtext über kurz oder lang wohl alle für Kundenberatung und Kontoführung einsetzen werden, sind mit exemplarischen Anwendungen "zum Nachmachen" die Handels- und Touristikunternehmen im System, nicht zuletzt aber auch öffentliche Verwaltungsstellen. Gerade sie werden nach Meinung von Branchenbeobachtern viel zur Akzeptanz des Systems beitragen, zum Beispiel mit Auskunftssystemen im städtischen Nahverkehrsbereich, wie kürzlich in Hamburg entschieden.

Btx-Standard-Software, wie sie schon von Rechenzentren angeboten wird (siehe Marktübersicht Seite 26) sind Auftragserfassung, Auskunftssysteme und Mitteilungsdienste. Logisches respektive intelligentes Suchen gehören mit zu diesen Standardsoftwarepaketen, die wohl jeder Informationsanbieter braucht.

Größenordnungen für die Installationskosten eines externen Rechners im Rechnerverbund lassen sich inzwischen nennen. Im Feldversuch lagen sehr viele Individuallösungen vor. Für sie wird es bald ein größeres Angebot von Standardpaketen geben. Ganz wichtig ist es -hier, auf modernste Softwaretechnologie zu achten, sonst könnte sich das ganze Paket beim Systemstart als wertlos erweisen.