Groesster von der Republik Oesterreich vergebener DV-Auftrag SNI schafft eine CS-Loesung fuer oesterreichische Arbeitsaemter

08.07.1994

WIEN (CW) - Die Arbeitsmarktverwaltung (AMV) Oesterreich gestaltet im Rahmen eines grossangelegten Outsourcing-Vorhabens ihr DV-System republikweit um. 120 Landes- und Bezirksaemter sowie 20 Berufsinformationszentren, die bisher zentral durch einen IBM- Mainframe versorgt wurden, sollen bis 1997 mit neuen, Client- Server-basierten Computersystemen ausgestattet und in ein Online- Netz integriert werden. Den Zuschlag fuer Einrichtung und Betrieb der gesamten IT-Struktur erhielt ein Konsortium unter Fuehrung der SNI-Oesterreich.

Das Volumen von 2,1 Milliarden Schilling (rund 300 Millionen Mark) macht den Deal zum groessten je von der Republik Oesterreich vergebenen DV-Auftrag. In mehreren oeffentlichen Hearings des Bundesarbeitsministeriums wurde das Vorhaben konkretisiert. Von etwa 80 interessierten Firmen kamen die Angebote von sechs Bietergemeinschaften in die engere Wahl. Das SNI-Konsortium schlug dabei Unternehmen wie die IBM, Cap Gemini und BB-Data aus dem Feld.

Weitere Mitglieder der Bietergemeinschaft sind die oesterreichischen Softwarehaeuser EDV GmbH und Management Data GmbH sowie die Programm- und Systementwicklung der Siemens AG Oesterreich. Die Schulung uebernimmt die Firma Analytika. Die EDV GmbH war bereits vor Abschluss des Vertrages zentraler Dienstleister der AMV, der Betrieb des Rechenzentrums laeuft unter ihrer Regie.

Die Initiatoren des neuen DV-Netzes versprechen sich von dem System eine wirksamere Arbeitsvermittlung. Erstmals sollen die Vermittler in Sekundenschnelle einen lueckenlosen Ueberblick ueber das landesweite Angebot an offenen Stellen bekommen. "In verschiedenen anderen europaeischen Laendern, in denen die SNI aehnliche Systeme installiert hat, stieg die Quote erfolgreicher Vermittlungen auf durchschnittlich 60 Prozent", berichtet ein SNI- Sprecher.

Auslagerung an Betriebsgesellschaft

Ausser zur schnelleren Vermittlung koennen die gesammelten Daten auch benutzt werden, um Informationen ueber regionale und lokale Arbeitsmarktgegebenheiten zu filtern, so dass im Bedarfsfall geeignete Steuermassnahmen ergriffen werden koennen.

Der Deal sieht vor, die gesamten DV-Aktivitaeten der mit der deutschen Bundesanstalt fuer Arbeit vergleichbaren AMV auszugliedern und an die neugegruendete Arbeitsmarktservice Betriebsgesellschaft zu uebertragen. An der AMS beteiligt sich SNI Oesterreich mit 30 Prozent. Ausserdem stellt sie einen der drei Geschaeftsfuehrer. Die Anteilsmehrheit wird die EDV GmbH mit 50 Prozent halten. Die Management Data ist mit 20 Prozent an der Betreibergesellschaft beteiligt.

Insgesamt sollen 5200 leistungsfaehige PCs unter MS-DOS/ Windows, 3400 Drucker und voll integrierte Selbstbedienungsgeraete in allen Landes- und Bezirksaemtern installiert werden. Saemtliche Hardware stammt von SNI. Sie schlaegt mit rund 53 Millionen Mark zu Buche. Als Selbstbedienungsterminals fungieren vernetzte PCs, die mit Touchscreens ausgestattet sind. Ueber sie kann der Arbeitssuchende online und anonym auf Stellenangebote zugreifen. SNI-Rechner der Serien RM 400 und RM 600 dienen als lokale Server, die unter dem Siemens-eigenen Unix-Derivat Sinix (Version 5.4) laufen.

Verteilte relationale Datenbanken, objektorientierte Entwicklung und Multimedia-Anwendungen ergaenzen das Konzept. SNI zufolge steht noch nicht fest, welche Datenbanken eingesetzt werden.

Die verschiedenen lokalen Netze werden im Endausbau an den IBM- Mainframe angebunden. Das neue System, das in vier Schritten realisiert wird, soll zur Dezentralisierung der Arbeitsvermittlung beitragen und den Landesaemtern mehr Autonomie verleihen.