Aufwertung des Microsoft-Systems durch IT-Factory

Größter Lotus-Partner will Exchange 2000 unterstützen

03.11.2000
MÜNCHEN (CW) - Der dänische Lotus-Business-Partner IT-Factory gab bekannt, sein gleichnamiges Framework zur Entwicklung von kollaborativen Anwendungen von "Notes" auf "Exchange 2000" zu portieren. Damit verleihen die Skandinavier dem Microsoft-System Anerkennung als Groupware und erleichtern die Migration weg von Notes.

Das schnelle Wachstum des relativ jungen Unternehmens verdankt sich nicht zuletzt dem inkonsisten Programmiermodell von Notes. Mit seinem SDK setzt IT-Factory (http://www.itfactory.com) eine objektbasierte Architektur auf das Lotus-Basissystem auf und bietet dem Anwender zudem eine Reihe von wiederverwendbaren Anwendungen für typische Groupware-Anforderungen. Mit dieser infrastrukturnahen Software richtet sich die Firma weniger an Endanwender, sondern vor allem an andere Business-Partner. Dabei konkurriert IT-Factory trotz verlautbarter Kooperation mit der deutschen Lotus GmbH, die schon seit längerem ihre "Lotus Internet Solutions Architecture" (Lisa, ehemals LSA) gegen den Widerstand der Partner durchsetzen will.

Mit den Exchange-Plänen verschaffen sich die Skandinavier ein zweites Standbein: Die Company beabsichtigt, die unter Notes entwickelte Architektur sowie die mit dem SDK mitgelieferten generischen Anwendungen möglichst getreu auf das Microsoft-System zu übertragen. Dies verschafft ihrer Entwicklungsumgebung vor allem Chancen in Unternehmen, die beide Systeme einsetzen. Solche Firmen sind indes häufig bestrebt, ihre heterogenen Umgebungen auf Basis eines Systems zu konsolidieren. IT-Factory soll mit seiner übergreifenden Architektur eine derartige Vereinheitlichung erleichtern. Dies setzt natürlich voraus, dass bestehende Notes- oder zukünftige Exchange-Anwendungen auf Basis des ITF-SDK geschrieben wurden, damit sie sich auf das jeweils andere System portieren lassen. Unangenehm für Lotus ist weniger die Aussicht, dass IT-Factory mit seiner Entscheidung den Umstieg von Notes auf Exchange erleichtern könnte. Schwerer wiegen dürfte wohl die symbolische Wirkung. Die dänische Company ist nämlich kein Nobody in der Notes-Szene, sondern bezeichnet sich selbst als weltweit größten unabhängigen Business-Partner von Lotus. Aufsehen erregte das Softwarehaus zuletzt durch die Aufnahme des vormaligen Lotus-CEO Jeffrey Papows in das Board of Directors sowie jene des Mitbegründers und CTO von Iris Associates, Tim Halvorsen, in das Advisory Board. Mit der Portierung seines SDK anerkennt IT-Factory die Eignung des kürzlich fertiggestellten Exchange 2000 für Groupware-Anwendungen (auch wenn die Dänen dem Zeitgeist entsprechend nur mehr von Business-to-Business-Web-Applikationen reden). Explizit drückt dies der CEO von IT-Factory aus, wenn er sich "begeistert von dem Potenzial für Weltklasse-Geschäftslösungen für die Microsoft-Exchange-Plattform" zeigt. Lotus dürfte es deshalb nicht nur wegen des enormen Funktionsumfangs von Exchange 2000 schwer fallen, die Microsoft-Konkurrenz als bloßes Messaging-System abzutun. Mit der neuen Version zieht Microsoft nicht nur in puncto Features mit Lotus weitgehend gleich, sondern kann darüber hinaus auch ein moderneres Design vorweisen als Notes, dessen Architektur durch Altlasten und den Zwang zur Abwärtskompatibilität gekennzeichnet ist.

Die Ersthaftigkeit ihres Exchange-Engagements unterstreicht die IT-Factory durch kürzlich erfolgte Firmenübernahmen, die den Skandinaviern die benötigte Technologie und Know-how verschaffen sollen. Zu den aufgekauften Unternehmen gehören die amerikanische Solutions by Design und die britische Mica Computing Services. Schon länger zurück liegt die Akquisition der niederländischen Documentaal, deren Software "Bow Tie" den bidirektionalen Datenaustausch zwischen Notes und Microsoft Office ermöglicht.

Abb: IT-Factury beansprucht mit seinem Framework, den Wildwuchs bei Notes-Anwendungen in den Griff zu bekommen. Die ITF-Umgebung soll nun möglichst getreu auf Exchange übertragen werden. Quelle: IT-Factury