Investigativ-Journalist

Greenwald wirbt für Verschlüsselung und berichtet über Snowden

23.05.2014
Seine Enthüllungen über die Spähprogramme des US-Geheimdienstes NSA lösten weltweit eine Welle der Entrüstung aus: Investigativ-Journalist Greenwald erzählt Erlebnisse wie aus einem Spionage-Thriller.

NSA-Enthüller Glenn Greenwald hat zu mehr Vorsicht im Netz aufgerufen, aber gleichzeitig auf ungewollte Folgen von Verschlüsselungsprogrammen aufmerksam gemacht. Wenn Internetnutzer standardmäßig ihre Daten verschlüsseln, bauten sie "eine große Mauer" zwischen sich und den US-Geheimdienst NSA, sagte der Journalist und Vertraute des Ex-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden, als er am Donnerstagabend sein neues Buch "Die globale Überwachung" in Hamburg vorstellte. Wer solche Tools benutze, mache sich aber wiederum verdächtig - und könne so erst recht ins Fadenkreuz des Geheimdienstes geraten.

Sein Buch, das in englischer Sprache den Titel "No Place to Hide" trägt, präsentiert Greenwald bei weiteren Terminen in Deutschland in München (Freitag) und in Berlin (Sonntag). Er hatte zusammen mit Snowden in den vergangenen Monaten die weltumspannenden Überwachungsprogramme des US-Geheimdienstes öffentlich gemacht.

Vor wenigen Tagen war Greenwald mit Snowden in Moskau zusammengetroffen - zum ersten Mal seit seinem Geheimtreffen mit dem Ex-NSA-Mitarbeiter in Hongkong, was die späteren Enthüllungen eingeläutet hatte. "Ihm geht es bemerkenswert gut", sagte Greenwald. Snowden sei vor allem deshalb wohlauf, weil er frei an der von ihm weltweit angestoßenen Debatte teilhaben könne.

Der Whistleblower werde zwar in der Öffentlichkeit gelegentlich erkannt, könne aber in Moskau spazieren gehen. "Er sieht kaum anders aus als ein Austauschschüler aus Iowa", scherzte Greenwald. Aus Solidarität mit dem ehemaligen NSA-Mitarbeiter hoben während der Veranstaltung die etwa 200 Zuhörer ein illustriertes Bild Snowdens in die Höhe - und forderten für ihn Asyl in Deutschland.

Die Veröffentlichung der NSA-Methoden hätten zwar weltweit zu einem Umdenken im allgemeinen Bewusstsein geführt, sagte Greenwald. Nun wüssten die Menschen instinktiv, dass ihre Privatsphäre ein "moralisches Bedürfnis" sei. Teilweise seien auch politische Reformen eingeläutet worden. Jedoch gebe es in Bezug auf Veränderungen teilweise unrealistische Vorstellungen, sagte Greenwald. Die NSA sei die vielleicht mächtigste Einrichtung der Welt und würde wegen der unliebsamen Veröffentlichung von Dokumenten nicht einfach so zusammenbrechen. (dpa(tc)