Green Card am Ende

10.01.2005
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.
Ende 2004 lief die Green-Card-Initiative der Bundesregierung aus. Die Bilanz fällt durchwachsen aus. Ab 2005 tritt ein neues Zuwanderungsgesetz in Kraft, das ausländischen Fachkräften den Zuzug erleichtern soll.

Hier lesen Sie ...

  • was das Zuwanderungsgesetz verändert;

  • welche Probleme die Integration der ausländischen IT-Profis bereitete;

  • welche Erfahrungen die Green-Card-Besitzer gesammelt haben;

  • wie die nüchterne Bilanz nach fünf Jahren Green Card aussieht.

Die Green-Card-Ära geht am 31. Dezember 2004 nach fünf Jahren zu Ende. Abgelöst wird die Initiative der Bundesregierung ab 1. Januar 2005 durch das Zuwanderungsgesetz. In der "Ausführungsverordnung über die Zuwanderung von neu einreisenden Ausländern zur Ausübung einer Beschäftigung", werden ähnliche Möglichkeiten für die Beschäftigung von hoch qualifizierten IT-Fachkräften geschaffen wie mit der Green Card.

Stephan Pfisterer, Bereichsleiter Bildung und Personal beim Branchenverband Bitkom: "Das Zuwanderungsgesetz hat den großen Vorteil, dass zusätzlich die Niederlassungserlaubnis, also eine unbefristete Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung, erteilt werden kann." Der Bitkom-Mann: "Mit dieser langfristigen Perspektive können die ausländischen IT-Profis jetzt auch ihre Familien nachkommen lassen. Das wird für viele ein Anreiz."

Begonnen hatte alles vor fünf Jahren im August. Damals stand Harianto Wijaya für kurze Zeit im Rampenlicht. Schließlich überreichte ihm der damalige Bundesarbeitsministers Walter Riester (SPD) die erste Green Card der Bundesrepublik Deutschland. Der inzwischen 29-jährige Informatiker aus Indonesien galt als der erste Vertreter einer neuen Immigrationspolitik - und er erfüllte alle Anforderungen.

Voraussetzung waren ein Hochschul- oder Fachhochschulabschluss mit dem Schwerpunkt Informations- oder Kommunikationstechnik und ein Jahresgehalt von mindestens 59600 Euro. Für fünf Jahre war Wijayas Aufenthalt in Deutschland gesichert. Damals wurde der Bedarf in der boomenden Computerbranche auf 70000 neue Arbeitsplätze geschätzt. Die Begeisterung bei Verbänden und in der Politik über diese Initiative war dementsprechend groß.Arbeitgeber hielten sich zurück

Als Spielverderber erwiesen sich indes die Unternehmen. Sie hielten sich von Anfang an mit der Einstellung von Green-Card-Bewerbern zurück. So wurden seit der Einführung der neuen Regelung im August 2000 bis zum Dezember desselben Jahres nicht mehr als 2500 Arbeitserlaubnisse erteilt - vorgesehen waren bis zu 20000. Bei der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) in Frankfurt am Main standen 12000 Gesuche von ausländischen Computerexperten gerade einmal 800 Stellenangeboten gegenüber.